Scholz, Lothar

Die Musikbranche

Ausbildungswege und Tätigkeitsfelder

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2007
erschienen in: üben & musizieren 4/2008 , Seite 53

Die Musikbranche hat in den vergangenen Jahren durchgreifende Veränderungen erlebt. Tonträgerindustrie, Musikverlage und Veranstaltungswirtschaft kämpfen mit den unterschiedlichsten Herausforderungen: Sinkende Tonträgerabsätze, steigende legale und illegale Downloads, Raubkopien, boomendes Konzert- und Eventgeschäft, um nur einige zu nennen. Eine veränderte Branchensituation bedingt aber auch neue Ausbildungs- und Anforderungsprofile im Personalbereich. In dieser Dynamik einzelner Berufsfelder ist es nicht nur für potenziell interessierte Bewerber schwer, den Überblick zu bewahren.
Das Buch aus der Reihe „Studienbuch Musik“ will hier eine Hilfestellung geben. Das erste Kapitel bringt einen Überblick über die Wege in die Musikwirtschaft in den drei wesentlichen Bereichen der Tonträgerindustrie, der Musikverlage und der Veranstaltungswirtschaft. Gleich zu Beginn spürt man eine besondere Herangehensweise und Handschrift: Anstelle der Vermittlung von sprödem, theoretischem Wissen lässt der Autor im Stil einer Reportage ausgewiesene Praktiker zu Wort kommen. Angesichts der überaus starken Personalfluktuation – vor allem in der Tonträgerindustrie – muss man allerdings davon ausgehen, dass viele Namen der Interviewten in ihren Leitungspositionen rasch überholt sein können.
Wie dem auch sei, man erhält Einblicke in die aktuelle Beschäftigungs- und vor allem Ausbildungssituation sowie Tätigkeitsfelder der verschiedenen Bereiche. Da geht es u. a. um Ausbildungsgänge für Industriekaufleute, Informatikkaufleute, Kaufleute für audiovisuelle Medien oder das Musikbusiness-Studium an der Popakademie in Mannheim. Dabei kommen mehrere hundert Bewerbungen auf immer weniger Ausbildungsplätze, jedenfalls in der Tonträgerbranche. Praktika werden als der übliche Orientierungs- und Einstiegsweg empfohlen. Auf ähnliche Weise werden anhand konkreter Beispiele auch die Verlags- und die Veranstaltungswirtschaft erläutert, wobei die Berufsperspektiven eher als gemischt beschrieben werden – trotz der relativ neuen Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann.
Im zweiten Kapitel geht es dann um die Berufsbilder der Musikbranche, die auch anhand der Verwertungsketten von Musik beschrieben werden. Auch hier kommen beispielhaft einzelne Fachleute und Praktiker zu Wort, die kurz ihre Tätigkeitsfelder vorstellen: Künstlermanagerin, Künstleranwalt, U-Musikverleger, E-Musikverlagsmitarbeiter, Music Supervisor, Label-Betreiber, A&R Manager, Produktmanager, Promoterin, Vertriebsexperte, Content Aggregator und Tournee- und Konzertveranstalter. Ein „weites Feld“ also, dem aber nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Ausbildungsgängen gegenübersteht.
Im dritten Kapitel geht es um die bislang verfügbaren Ausbildungsgänge, wobei es nur wenige staatlich anerkannte gibt: Kaufmann für audiovisuelle Medien, Veranstaltungskaufmann und Musikalienhändler; die ersten beiden mit steigender, der letzte mit fallender Ausbildungszahl. Ausbildungsabläufe und -inhalte werden beschrieben. Instruktiv sind die – zugegeben sehr persönlichen und daher nicht repräsentativen – Aussagen ehemaliger Azubis. Aber gerade sie zeigen die Chancen und Risken besonders gut auf. Das vierte Kapitel liefert Informationen und Eindrücke zum Musikbusiness-Studium an der Popakademie in Mannheim, 2003 gegründet und weiter im Ausbau befindlich. Im letzten Kapitel schließlich bekommt der Leser in Form kurzer Interviews auch noch Einblicke in die Ausbildung durch private Ausbildungsakademien.
Jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, in die Musikbranche einzusteigen, wird das Buch mit Gewinn lesen. Wer etwa von einer Karriere als Manager seiner Lieblingsband träumt, wird rasch auf dem Boden der harten Tatsachen ankommen. Das ist beabsichtigt und nur gut so, um eine falsche Berufswahl zu vermeiden.
Gerald Mertens