Landgraf, Gefion

Die Querflöte

mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2007
erschienen in: üben & musizieren 5/2007 , Seite 57

Dieser Bildband zu Geschichte, Bauweise und Musik der Querflöte ist der zweite Band einer Instrumenten-Reihe, nachdem die Klarinette vor einem Jahr den Anfang gemacht hat. (Die folgenden Bände werden sich dem Klavier, der Violine und der Gitarre widmen.) Bei moderatem Preis und hervorragender Ausstattung ist in diesem Buch viel Wissenswertes und Anregendes zum Lesen und Nachschlagen zusammengetragen worden, aus dem man je nach Interesse auswählen kann.
Lernwillige und wissbegierige FlötistInnen werden das Buch als Begleitung des Unterrichts mit wachsendem Fortschritt immer mehr zu schätzen wissen. Aufgelockert durch eine Vielzahl gut gemachter und detailreicher Bilder wird man sich gern immer wieder damit beschäftigen, besonders auch die Musikbeispiele anhören wollen. Bei sehr jungen AnfängerInnen dürfen die Eltern gern mit dabei sein, eine durchaus wünschenswerte Nebenwirkung.
Ausgangspunkt ist die Flöte in ihrer heutigen Gestalt und wie sie gebaut wird, man lernt sie ausführlich und bis ins kleinste Detail kennen. So schön zerlegt, wie die Flöte auf einer Doppelseite abgebildet ist, wird man anschließend ganz anders mit ihr umgehen. Spannend, aber schwierig die Materie im Akustik-Kapitel „Vom Rohr zum Ohr“, mit dem eine erste Zäsur erreicht ist.
Es folgt die ausführliche Geschichte des Instruments: Von der Steinzeit über Traverso, Klappenflöte, Böhmflöte und darüber hinaus bis zur Cooper Scale gibt es viel zu lesen. Vielleicht sogar ein bisschen zu viel auf einmal im Hinblick auf das noch nicht so entwickelte Geschichtsbewusstsein jüngerer LeserInnen. Die Zeitleiste am Ende des Buchs gibt dabei Hilfestellung (dass die Querflöte die Blockflöte um 1600 verdrängt haben soll, ist wohl ein Druckfehler, es müsste besser ab 1600 heißen).
Nach der Vorstellung der Querflötenfamilie vom Piccolo bis zur Kontrabass-Flöte erfährt man, wo Flöten überall mitspielen können, im Sinfonie- oder Blasorchester, im Spielmannszug, in großen und kleinen Ensembles und natürlich in Jazz- und Pop-Gruppen. Das folgende Kapitel, das angesichts der Fülle an Flötenmusik auch ganz anders hätte aussehen können, handelt von der Musik, die man auf der Flöte spielen kann, und von den Komponisten, die für sie geschrieben haben; ein Blick auf „Historische Flötenschulen“ rundet das Bild ab. Die Darstellung ist hier notwendigerweise kursorisch und zusammenfassend, viele Namen fallen, bekannte und weniger bekannte. So etwas wie die Zeitleiste wäre hier auch nützlich gewesen. Schön, dass auch an die Flötensoli in Opern und Orchesterwerken gedacht wurde und dass Notenbeispiele angegeben sind; schade, dass das versprochene Solo aus Glucks Orpheus und Eurydike nicht abgedruckt ist, nur der wohlbekannte „Reigen seliger Geister“.
Danach eine Auflistung berühmter FlötistInnen von einst und jetzt – die Frauen sind dabei deutlich in der Minderzahl, bleiben oft namenlos, wie beim Foto auf Seite 48, das die englische Flötistin Cora Cardigan zeigt, die „Queen of Flute-players“, wie sie genannt wurde.
Schließlich noch Hinweise zum Erlernen des Flötenspiels, zum richtigen Umgang mit dem Instrument und dazu, was man bei Reparatur und Kauf wissen sollte. Eher ablenkend dann die für Flötisten durchweg wenig schmeichelhafte Witze-Sammlung, auch die eingestreuten Cartoons werden nicht jedem gefallen; motivierend ein Rätsel und eine Bambusflöten-Bastelanleitung.
Diesem Buch ist eine neugierige und aufgeschlossene Leserschaft zu wünschen.
Ursula Pesek