Wanner-Herren, Brigitte / Evelyne Fisch

Die Schneckenklasse

Ein praxisnahes Unterrichtswerk für Streicherklassen, Teil 1, Partitur und Lehrerkommentar/Klavier/Schülerheft Geige/ Schülerheft Bratsche/Schülerheft Cello/Schülerheft Kontrabass

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hug, Zürich 2012
erschienen in: üben & musizieren 6/2012 , Seite 61

Die Schneckenklasse ist ein Unterrichtswerk für den Streicherklassenunterricht in der allgemein bildenden Schule. Es richtet sich an Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren und ist für die Dauer von zwei Jahren gedacht. Der bis jetzt vorliegende erste Band besteht aus den einheitlich gestalteten Schülerheften für Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass, einem Partiturheft mit Lehrerkommentar mit vielfältigen methodischen Ideen für das Unterrichten der Lieder und Stücke und einem Klavierheft. Die Autorinnen geben unter anderem Paul Rolland als einen für sie inspirierenden Streicherpädagogen an. Und so ist seine effektive Methodik auch grundlegend für dieses Werk, sogar Stücke von Stanley Fletcher sind in dem insgesamt musikalisch reizvollen und abwechslungsreichen Angebot zu finden.
Die Autorinnen haben es geschafft, Lieder und Stücke zusammenzustellen, die musikalisch interessant sind und von Kindern in diesem Alter nicht als „zu baby“ bzw. „uncool“ empfunden werden. Auch die Schülerhefte sind altersgemäß und sehr ansprechend gestaltet.
Im übersichtlich gestalteten Lehrerkommentar wird ein Kapitel den Vorbereitungen gewidmet. Von „Etuis beschriften“ bis „Das Instrument in Schweigeposition halten“ werden viele Details praxisnah beschrieben. Gerade für Lehrende, die das erste Mal Klassenunterricht geben, ist dieses Kapitel unverzichtbar. Sehr hilfreich ist die methodisch gut durchdachte Jahresplanung mit acht Lerneinheiten, mit denen der oder die Lehrende je nach Niveau und Interessen der Klasse flexibel arbeiten kann. Neben den spieltechnischen Aspekten (Instrumentenhaltung, rechte Hand, linke Hand) werden auch Rhythmustraining, Theorie und Gehörbildung in jeder Lerneinheit thematisiert.
Mit abwechslungsreichen Spielen, Rätseln und Übungen wird dem Anspruch genügt, dass hier neben den spieltechnischen auch grundlegende musikalische Fertigkeiten vermittelt werden sollen. Besonders schön ist, dass es zu fast jedem Lied auch Anregungen zum Singen gibt. In diesem Zusammenhang wird teilweise, allerdings nicht durchgehend konsequent, die Solmisa­tion als zusätzliche Methode eingesetzt.
Unterrichtsinhalte wie die Improvisation, das eigene Erfinden von Musik, die Arbeit an Dynamik und an musikalischem Ausdruck werden im ersten Band leider nicht angeführt. Da das Werk aber themenbezogen gestaltet ist und eine individuelle Zusammenstellung zulässt, können bzw. sollten die Lehrenden diese Inhalte selbst hinzufügen. Wünschenswert wäre ein zusätzliches Heft mit Klangspielen, Improvisationsanregungen etc. in Bezug auf die Inhalte in Band 1.
Ein wenig schade ist, dass die vier Instrumente fast immer einstimmig zusammenspielen. Immerhin ist die gut spielbare Klavierbegleitung (auch für „PflichtfachpianistInnen“) bei einigen Stücken ein Ersatz für das Erlebnis eines Streichorchestersatzes. Es mag aber sein, dass das musikalische Potenzial des vierstimmigen Satzes im zweiten Band, wenn die Kinder schon mehr Töne zur Verfügung haben, eine größere Rolle spielen wird.
Die Schneckenklasse ist eine Bereicherung für den Klassenunterricht an Schulen und für den Gruppenunterricht an Musikschulen. Kinder werden mit viel Freude grundlegende musikalische und instrumentale Erfahrungen machen und Lehrende in ihrer Vorbereitung auf den Unterricht hilfreich und mit vielen methodischen Ideen unterstützt.
Bianka Wüstehube