Köhler, Stefanie

Die Stimmkugel

Perfekte Artikulation für Sprecher und Sänger. Eine neue, visuelle Methode

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Henschel, Leipzig 2016
erschienen in: üben & musizieren 1/2017 , Seite 52

Stefanie Köhler beschäftigte sich schon als Kind gerne mit Farben, Klängen und der Artikulation der Sprechstimme. Nach dem Stu­dium der Sprecherziehung und einer anschließenden Ausbildung zur Atem- und Bewegungspädagogin lehrt sie nun als Professorin für Stimme und Kommunikation an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Daneben tritt Köhler als Sprecherin für Rezitationsprogramme und szenische Lesungen oft in Verbindung mit Musik auf. In ihrem informativen und spannenden Buch entwickelt sie für den Bereich der Artikulation eine neue Systematik.
Ergänzt durch zahlreiche Zeichnungen erklärt sie, dass zum mühelosen Vokalausgleich alle Vokale, unterstützt von den Konsonanten, gleich groß geformt und gesprochen werden müssen. Auf diese Art und Weise kann die Stimme sich so entfalten, dass sowohl SängerInnen als auch SprecherInnen sie über lange Zeit hinweg ohne Anstrengung oder Ermüdungserscheinungen nutzen und der jeweiligen Situation angemessen modellieren können. Der Körper folgt hierbei der Artikulation, auf die er feinmotorisch reagiert und sich einstellt, um die Stimme im besten Sinne zu tragen, sodass sie frei fließen kann.
Weiter geht es um bekanntere Größen wie weichen und harten Vokaleinsatz, Atemfluss, lange und kurze Vokale und ihren Sitz in der Mundhöhle, die wichtige Aufgabe der Zunge und des Zungenbeins, den Unterschied eines Sprechenden auf der Bühne und im Alltagsleben sowie um den Unterschied zu einem Sänger.
Die Verbindungen zwischen Vokalen und Konsonanten, liegen, wie Die Stimmkugel illustriert, in verschiedenen Abständen zueinander, was eine rein darauf zugeschnittene Herangehensweise erfordert, die anhand des ausführlichen Übungsteils in die Pra­xis umgesetzt werden kann.
Doch nicht nur technisches Material wird hier vorgestellt, es geht auch darum, wie man sein Gegenüber oder eine Menschengruppe optimal erreicht. So verhilft beispielsweise ein „Gesicht mit gehobenen Kommunikations­bäckchen und belebten Augen“, wie Köhler es unter entsprechender Zeichnung vermerkt, nicht nur dazu, den Hörer mimisch zu erreichen, sondern hilft auch der Stimme, den Weg durch bestimmte Resonanzbahnen zu finden, um sich bestmöglichst entfalten zu können.
Diese spezielle Herangehensweise rückt vieles bislang unbewusst und wenig präzise Genutztes ins Bewusstsein; sie schult, belebt und inspiriert gleichermaßen, ermuntert zum Weiterforschen und Experimentieren bis hin zu einer Art sinn­lichem Gebrauch der Sprech- und Stimmwerkzeuge, der Worte schmecken lässt wie eine besondere Gaumenfreude. Nicht nur für Bühnen- und Sprecherprofis, auch für Laien und alle anderen Vielsprecher eignet sich dieses mit Witz und fundierter Klarheit zusammengetragene, sofort anwendbare Wissen, das unmittelbare Ergebnisse zeigt.
Kathrin Feldmann