Schroeder, Hermann
Die vier Jahreszeiten
Kleine Suite für Violine und Klavier
Ein wenig in Vergessenheit geraten ist Hermann Schroeder (1904-1984), im Rheinland lebenslang heimischer Komponist und langjähriger Hochschullehrer an der Kölner Musikhochschule, der nicht nur Generationen von Studentinnen und Studenten in Tonsatz und Komposition unterrichtete – seine gemeinsam mit Heinrich Lemacher herausgegebenen Lehrbücher für Kontrapunkt und Harmonielehre sind zum Teil heute noch in Gebrauch –, sondern auch mit Kompositionen für die kirchenmusikalische Praxis sowie mit Kammermusik und Orchesterwerken ein umfangreiches Œuvre hinterlassen hat.
Seine Kleine Suite für Violine und Klavier ist im technischen Anspruch einfach gehalten und entspricht gänzlich dem Klangbild, welches von seinen anderen Kompositionen her vertraut ist. Die Sätze mit teilweise programmatischen Titeln, die stellvertretend für die Jahreszeiten stehen, sind für jugendliche SpielerInnen leicht verständlich und wirken musikalisch anregend. Ein vielfach sequenziertes Motiv im 6/8-Takt eröffnet einen spielerischen „Frühlingsreigen“, gefolgt von einem Wiegenlied („Abendlied im Sommer“) und einer leicht melancholischen „Herbstweise“. Mit dem „Wintersturm“ ist ein impulsstarkes Stückchen gelungen, das trotz seines überschaubaren technischen Anspruchs wirkungsvoll beispielsweise in Wettbewerbsprogramme insbesondere jüngerer Spieler eingebaut werden kann.
Da der musikalische und technische Anspruch beider Parts gleichwertig ist, eignet sich die Kleine Suite ausgezeichnet für erste kammermusikalische Aktivitäten junger Violinisten und Pianisten, die dem Anfängerstatus soeben entwachsen sind. Sie weist dabei bereits einen musikalisch künstlerischen Anspruch auf, der mit noch vertrauten Klängen in freitonalem Stil zum Musizieren animiert.
Das kleine Werk ist eine schöne Ergänzung für den Instrumentalunterricht mit jüngeren SpielerInnen und eine willkommene Bereicherung der oftmals ausgetretenen Musizierpfade in den Vorspielprogrammen von Musikschulen.
Uwe Gäb