Wüstehube, Bianka / Josef Sabaini
Die Violine
Musikinstrumente entdecken, mit CD
In der Reihe „Musikinstrumente entdecken“ des Schott-Verlags darf die Violine auf keinen Fall fehlen. Äußerlich sehr ansprechend gestaltet findet sich im Inneren eine Fülle von Wissenswertem zu Geschichte, Spielweise, Literatur und Bauweise sowie Informationen und Unterhaltsames rund um dieses anspruchsvolle, aber doch populäre Instrument. Bereits durch die optische Gliederung finden junge LeserInnen leicht für sie Wichtiges und Interessantes. Sehr ausführlich widmen sich die AutorInnen der Konstruktion des Instruments und dem Geigenbau. Manches Rätsel wird mit einer gelungenen Mischung aus modernen Abbildungen und historischen Dokumenten gelöst.
Gleichzeitig erscheint die Violine nicht als „verstaubtes“ Instrument aus vergangenen Zeiten, sondern als modernes und aktuelles Medium für alte und neue Musik mit traditionellen und neuen, sehr vielseitigen Spieltechniken, als Instrument für Jazz, Rock und Pop, Fiddle-Musik und Volksmusik. Ein wenig kritisch angemerkt werden muss hier allerdings, dass insbesondere für sehr junge Leser, an die sich dieses Buch offensichtlich richtet, nicht immer ganz deutlich wird, wo die Grenze zwischen sachlicher Information und einer Beschreibung der magischen Aura der Violine verläuft. Etwas weniger Raum für den Mythos Stradivari und den Teufelsgeiger Paganini wäre trotz der Vorliebe junger Leser für Rätselhaftes wünschenswert gewesen.
Der Absatz „Auch neue Geigen klingen gut“ hätte etwas mehr Raum verdient als das Zitat eines einzelnen, namentlich genannten renommierten deutschen Geigenbauers. Die Anzahl der Geigenbauwerkstätten heute in Deutschland ist mindestens so eindrucksvoll wie die Information über die Anzahl der Geigenbauer um 1800 in Markneukirchen. Auch sprachlich gelingt die Ausrichtung auf junge Leser häufig nicht. Welches Kind weiß, was Zünfte und Manufakturen sind? Richtet sich das Kapitel über die Familie Amati und über Antonio Stradivari sprachlich eher an interessierte Erwachsene, so finden sich vier Seiten später kindgemäß aufbereitete Bilder und Texte über die Familie der Violine.
Um modern zu erscheinen, sind in einem Buch für Kinder Anglizismen wie „Violin goes Electronic“ durchaus verzichtbar. Unter „sprachlich nicht geglückt“ einzuordnen ist leider auch das Grußwort. Bei allem Respekt vor der Geigerpersönlichkeit eines Christian Tetzlaff stellt der Text teilweise eine für Kinder unverständliche sprachliche Überhöhung wie aus einem anderen Jahrhundert dar.
Sehr wertvoll ist die beigefügte CD mit Klangbeispielen aus den verschiedenen Spielbereichen der Violine. Auch wenn sich ein rumänisches Volksmusikensemble anders anhört und neben Reinhard/Grappelli weitere Originale aus dem Bereich Rock, Fiddle und Jazz schön gewesen wären, so ist die CD doch hochwertig aufbereitet und bietet klangschöne Musikbeispiele als Anleitung zum schönen Ton von Anfang an.
Uwe Gäb