Dirigieren für Chorleiter

Chordirigieren für Anfänger und Fortgeschrittene: Brödel macht’s möglich. Dieses Buch ist ein wirklich umfassendes Kompendium für LeserInnen unterschied­lichster Vorkenntnisse und Ansprüche. Christfried Brödel, Kirchenmusiker und langjähriger Hochschuldozent im Fach Chordirigieren, hat hier Wissen und Erfahrungen in so gut strukturierter und übersichtlicher Form zu Papier gebracht, dass jeder das seinen Bedürfnissen Entspre­chende leicht finden dürfte.
Das Buch beginnt mit grund­legenden Hinweisen zu Körpergefühl und Atem, aber auch Bemerkungen zu Rhythmus, Zeit und Bewegung. Im zweiten Teil finden sich Erklärungen zur Grundhaltung beim Dirigieren, zu Basisschlägen für verschiedene Metren, zu Einsätzen, Betonungen oder Fermaten. Damit vermag sich – auch mit Hilfe der beiliegenden DVD, auf der visuelle Beispiele zu fast allen Kapiteln zu finden sind – sicherlich auch ein Anfänger in das Dirigieren einzufinden, und der Fortgeschrittene kann diesen Teil dank der übersichtlichen Kapiteleinteilung leicht auf vielleicht auch für ihn noch interessante Stellen hin durchforsten oder aber überspringen.
Im dritten Teil steigt Brödel dann tiefer in die Materie ein: Taktwechsel und Tempoübergänge, Agogik, Dynamik, Artikulation und Klanggestaltung gehören zu den Themen, die hier besprochen werden, aber auch Spezifika beim a-cappella-Gesang oder beim Orchesterdirigieren sind erläutert. Ein eigenes Kapitel widmet sich der zeitgenössischen Musik: Vorbereitung, Vermittlung, Klangvorstellungen, aber auch methodische Hilfen für die Probe führen in ihre Erarbeitung und Interpretation ein. Abschließend äußert sich der Autor noch zur Auffassung von Musikstücken durch den Dirigenten und zu verschiedenen Herangehensweisen, auch mit Rücksicht auf Raum, Akustik und ähnliche Parameter, bevor er noch einmal auf die Aufgaben des Dirigenten im Allgemeinen eingeht.
Kurze Abschnitte erläutern dabei die wesentlichen Aspekte eines jeden Themas, die dann durch Beispiele und Übungen vertieft werden. Außerdem wird jeweils auf einen Track der DVD verwiesen, in dem das theoretisch Erklärte noch einmal im Bild dargestellt wird. Dabei konzentriert sich Brödel auf erfreulich schlich­te Aufnahmen, die ihn vor einfarbigem Hintergrund und bis auf wenige Ausnahmen auch ohne Ton zeigen, sodass der Betrachter nicht durch inzwischen auch im didaktischen Bereich mehr und mehr um sich greifende ­Effekte, Blenden, Farbenspiele und Hintergrundsgedudel vom Wesentlichen abgelenkt wird.
Ein kleines Manko ist, dass Brödel zwar immer wieder einmal darauf hinweist, dass er ein bestimmtes Thema nicht tiefer behandele, weil es genügend Spezialliteratur dazu gebe, doch diese dann nicht angibt: Eine möglicherweise gar mit kleinen Kommentaren versehene Liste weiterführender Literatur ist eigentlich alles, was diesem Buch noch fehlt. Kurz: ein wirklich lohnendes Kompendium.
Andrea Braun