Hegel, Martin (Hg.)

Duets for Fun

Easy Pieces to Play Together for Guitars

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 6/2016 , Seite 55

30 originale Gitarrenduos aus fünf Jahrhunderten finden sich in Martin Hegels druckfrischem Sammelband Duets for Fun, erschienen in der gleichnamigen Reihe bei Schott, die Duosammlungen für verschiedene Instrumente vereint.
Hegel hat seinen Sammelband nach Epochen gegliedert. Es ­finden sich reichlich Stücke aus Renaissance, Klassik und Moderne, daneben nur drei romantische Kompositionen (davon zwei von Francisco Tarrega) und leider gar keine Barockliteratur. Vielleicht hätte Hegel hier von seinem Vorsatz, nur Originalliteratur für Gitarre oder Laute auszuwählen, abweichen können und aus Gründen der Epochenvollständigkeit ein barockes Werk in Bearbeitung für zwei ­Gitarren mit in seine Sammlung aufnehmen können.
Nicht alle Kompositionen sind wirklich „Easy Pieces“, wie es auf dem Cover heißt. Gerade bei den Renaissancekompositionen finden sich manch knifflige Passagen. Dies bestätigt Hegel – etwas versteckt – in seinem Vorwort und verweist darauf, dass er in jedem Kapitel leichte, aber auch mittelschwere Literatur vereint. Hegel hat seine Auswahl, abgesehen von der Einschränkung hinsichtlich der barocken Literatur, bestens getroffen. Die Stücke sind hübsch, stets recht kurz, viel Unbekanntes gilt es zu entdecken.
Die Spanne reicht bei der Musik des 16. Jahrhunderts von streng polyfoner Zweistimmigkeit über die Komposition La Spagna von Francesco da Milano, in der flotte Achtelketten von der begleitenden Gitarre mit ruhigen Stütz­akkorden unterlegt sind, bis hin zu einem hübschen Greensleeves-Variationssatz eines anonymen Meisters. Eine Kleinigkeit: Vielleicht ließe sich bei einer Neuauflage die wirklich ungünstige Wendestelle bei Thomas Robinsons A Toy for two ­Lutes vermeiden.
Bei den Klassikern überwiegen Küffner, Carulli und Giuliani, die mit kurzen Tanzsätzen vertreten sind. Erfreulich ist, dass neben diesen großen Gitarristennamen auch unbekanntere Komponisten wie Leonhard von Call und Antoine de Lhoyer zu entdecken sind.
Auch die Werke des 20. Jahrhunderts sind auf mittlerem technischen Niveau sehr gut spielbar und werden den jungen InterpretInnen sicher Freude bereiten. Sie sind farbig komponiert und, wie bei Olivier Mayran de Chamissos Promenade en barque, regelrecht tonmalerisch. Modern, so Hegels Kapitelüberschrift, sind sie weniger, oft, zum Beispiel in Friedrich Zehms stilistisch an barocken Vorbildern orientierter Musette, eher traditionell und durchgängig tonal.
Seine Ziele spricht Hegel im Vorwort direkt an. Neben dem Spaß an der Musik und am gemeinsamen Musizieren geht es Hegel mit den Duets for Fun um das Aufeinanderhören und Aufeinanderachten der Duopartner und das gemeinsame Erlernen und Erarbeiten einer eigenen Interpretation. Die Ausgabe ist sehr gut gestaltet, ausgezeichnet lesbar und drucktechnisch in jeder Hinsicht einwandfrei. Insgesamt sehr empfehlenswert.
Uwe Sandvoß