Sakhabiev, Rustem / Jörg Jewanski

Ein Geschenk, das man mit Respekt behandelt

Wie funktioniert Musikschule in Russland?

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 2/2015 , Seite 42

An Musikschulen in Deutschland werden auch russische Kinder unterrichtet, deren Eltern noch Kenntnisse des Musikschulsystems ihrer Heimat haben und davon ausgehen, dass die Schulstrukturen in beiden Ländern im weitesten Sinne ähnlich sind. Aber die Unterschiede sind größer als die Gemeinsam­keiten. Aufklärung tut Not, um falsche Erwartungen bei SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften zu vermeiden und vielleicht sogar voneinander zu lernen.

Zunächst einmal: Musikschulen in Russland sind staatliche Einrichtungen und kostenlos, erwarten aber im Gegenzug nicht nur musikalische Begabung, die in einer Aufnahmeprüfung getestet wird, sondern auch regelmäßiges und intensives Üben. Der Eintritt ist nur möglich für Kinder des ersten Schuljahrs. Wer die Hürde der Aufnahmeprüfung genommen hat, den erwartet eine siebenjährige musikalische Ausbildung in fünf Fächern: Haupt- und Neben­instrument, jeweils im Einzelunterricht mit 45 Minuten, sowie Gehörbildung in der Gruppe von Anfang an. Ab dem fünften Schuljahr kommen Musiktheorie und Musikgeschichte hinzu, jeweils in der Gruppe. Zusätzlich ist die Teilnahme im Orchester oder Ensemble (ab dem dritten Jahr) ebenso verpflichtend wie Chor (von Anfang an).

Starke Leistungs­orientierung

Insgesamt erhält der Schüler oder die Schülerin vier bis sieben Unterrichtsstunden, aufgeteilt auf drei bis vier Tage. Wer in diesen Fächern keine Leistung bringen kann oder will, ist relativ schnell wieder draußen. Da jedoch die SchülerInnen und vor allem die Eltern wissen, dass der Unterricht an der Musikschule eine starke Leistungsorientierung voraussetzt, melden sich ohnehin nur diejenigen an, die wissen oder zumindest ahnen, was auf sie zukommt. Es existiert ein fester Lehrplan, unterrichtet wird klassische Musik und russische Folklore sowie gelegentlich Jazz.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2015.