Luft, Volker

Ein neues Lied wir heben an

Alle Lieder Martin Luthers für Flöte und Gitarre (Gesang ad lib.)

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Zimmermann, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 6/2017 , Seite 56

Jubiläumsjahre sind für Verlage immer willkommene Gelegenheiten, eigentlich Altbekanntes neu herauszubringen. Nun ein gleichsam epochaler Anlass: Mar­tin Luther. Durch den streitbaren Theologen hat das Kirchenlied schließlich seine besondere Bedeutung erhalten; musizierfreudig und wortgewaltig wie er war, sind zahlreiche Lieder in Wort und Komposition aus seiner Feder geflossen. Der Gebrauch der deutschen an Stelle der lateinischen Sprache ist hier vielleicht der bedeutsamste Aspekt – schließlich wurde so die Gemeinde zum eigentlichen Träger des Gottesdienstes.
Volker Luft hat 17 dieser nach wie vor im evangelischen Gottesdienst allgegenwärtigen Lieder ein neues Gewand gegeben: In überzeugend spielerfreund­licher Manier mit transparentem Gitarrensatz zur modifizierbaren Flötenstimme geben die Lieder auch gleich einen Einblick in eine mögliche Luther’sche Hausmusikpraxis, war dieser doch selbst fähig, sich mit Laute oder Flöte auszudrücken. Jedoch ist die Urheberschaft vieler Lieder wissenschaftlich umstritten; etliche dieser Lieder sind hoch professionell und immer wieder damalige Konventionen sprengend komponiert. So mutet die Sicherheit etwas gewagt an, mit der Luft im Titel und im Vorwort  die Herkunft der von ihm bearbeiteten Lieder postuliert.
Die unserem heutigen Gebrauch angepasste Notationsweise in dieser neuen Ausgabe verändert insbesondere in rhythmischer Hinsicht die vertrauten Melodieschwerpunkte, erleichtert jedoch das Zusammenspiel der Instrumente. Volker Luft zeigt im Vorwort diesbezüglich das angebrachte Problembewusstsein und verweist darauf, dass seine Neuausgabe Bearbeitungen beinhalte, „die sich für konzertante Aufführungen, die Gestaltung des Gottesdienstes und die Umrahmung von Veranstaltungen eben­so eignen wie für den Einsatz im Instrumentalunterricht und beim Musikschulvorspiel“.
Dies stimmt zweifellos und natürlich ist man immer froh, wenn man gut gesetzte Kammermusik findet, ohne selbst zum Notenpapier bzw. zur altbewährten Improvisation greifen zu müssen. Allerdings kommt man zumindest aus flötistischer Sicht normalerweise mit dem evangelischen Kirchengesangbuch auch gut aus. Doch liegen in Ein neues Lied wir heben an die Gitarrensätze sehr gut, lassen sich unkompliziert auf andere Stimmen bzw. Instrumente übertragen und sind gut geeignet, spielfreudige GitarrenschülerInnen auch außerhalb der evangelischen Kirche mit Luthers Liedern zum Musizieren zu motivieren. Außerdem ist eine Sammlung wie diese mit beigefügten Liedtexten durchaus praktisch, findet man doch auf dem Markt bisher eher Einzelausgaben oder zumindest Ausgaben, die deutlich weniger Lieder enthalten.
Christina Humenberger