Korn, Uwe / Elena Malycheva

Erste Schritte in die Klavierwelt

Eine Klaviervorschule für Kinder ab 4 Jahren. Gut geeignet auch für den Gruppenunterricht

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2006
erschienen in: üben & musizieren 3/2007 , Seite 60

Klavierspielen erlernen im frühen Alter von vier Jahren? Weshalb nicht. Verweisen doch die künstlerischen Entwicklungslinien herausragender InterpretInnen der internationalen Pianistenszene auf einen entsprechend frühzeitigen Instrumentalbeginn, wobei sich hier kindliches Lernbedürfnis und musikalische Hochbegabung gegenseitig herausfordern.
Gleichwohl signalisiert auch das musikalisch „normal“ begabte Vorschulkind Lust an der Musik, stürzt sich auf jedes irgendwo anzutreffende Klavier und versucht die Töne von Alle meine Entchen herauszufinden. Für diese Gruppe sehr junger Möchtegern-Pianisten suchen einfallsreiche InstrumentalpädagogInnen immer von Neuem, adäquate Lernpfade zu erkunden. So auch Uwe Korn und Elena Malycheva in der vorliegenden Klavierschule: auf den ersten Blick ein hübsches Tierbilderbuch. Das macht Mut, um „auf natürliche Weise erste Schritte im Klavierspiel“ zu versuchen.
Bei genauerer Betrachtung gerät man jedoch ins Grübeln. Die beabsichtigte kindgemäße Vereinzelung von Spielimpulsen und Tonfolgen wie auch die theoretische Systematik verwickeln sich in Widersprüche, didaktisch wie psychologisch. Beispiel Vereinfachung von Spielimpulsen: Da darf vorerst nur die rechte Hand Töne produzieren. Einsam beginnt der Daumen seine monotone Folge von c-c-c-c zu pochen. In jedem der folgenden Stückchen erhält der jeweils nächste Finger (erst der zweite, dann der dritte und so fort) seinen Spielappell.
Von „natürlich“ kann bei solchem Fingerexerzitium wohl kaum die Rede sein, weder musikalisch noch technisch. Und wie soll das Kind „aufrecht sitzen“, wenn die linke Hand untätig herunterbaumelt? Aktiv wird sie dann endlich im letzten Drittel des Buchs, allerdings wieder im Alleingang und wie gehabt mit dem Daumen beginnend, während vom Notenblatt die Bassnoten drohen!
Statt ausschließlich nach Noten parieren zu müssen, möchten Vierjährige Musik machen, möchten Melodien, insbesondere Lieder wiedererkennen und nachahmen – singend und auf dem Klavier spielend. Bekannte Kinderlieder fehlen jedoch fast gänzlich in der Klavierwelt von Korn/ Malycheva. Ebenso ausgeblendet bleiben Anregungen zu freiem, improvisatorischem Spiel. Demgegenüber dürften die vielen theoretischen Erläuterungen das Kind kaum faszinieren – trotz deutsch-englischer Beschriftung.
Nicht alles lässt sich in diesem Rahmen ausdiskutieren, soviel aber abschließend feststellen: Vorschulkinder auf Dauer für die Welt der Klänge und Tasten zu interessieren, wird mit diesem Lehrwerk nicht einfach sein. Auch wenn der Uhu mit rollenden Augen und Hörrohr für das „Sehr alte Kirchenlied“ wirbt.
Margret Lejeune