Wüstehube, Bianka

„… etwas, was in keine Schachtel passt“

Aspekte künstlerischer Präsentationen im Fachbereich Elementare Musikpädagogik (EMP) an der Anton Bruckner Privatuniversität Oberösterreich. Eine Fallstudie

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Studio Weinberg, Kefermarkt 2019
erschienen in: üben & musizieren 6/2019 , Seite 54

EMP war bisher die Abkürzung für Elementare Musikpädagogik (eine Ausbildungsrichtung), Elementare Musikpraxis (das entsprechende Tätigkeitsfeld) und steht nach Ansicht der Autorin und Verantwortlichen der Fallstudie neuerdings auch für „Elementare Musik Präsentation“ bzw. „Elementare Musik Performance“: die künstlerische Präsentation am Ende eines Gestaltungsprozesses rund um die in Verbindung zueinander stehenden zentralen Ausdrucksmedien Sprache/Gesang, Instrumentalspiel und Bewegung/Tanz unter Einbeziehung weiterer künstlerischer Darstellungsformen.
Gleich vorweg: Allein die Einführung des Begriffs „Elementare Musik Präsentation“ macht diese Fallstudie zu einem wertvollen Beitrag im künstlerisch-pädagogischen Diskurs zur Elementaren Musikpädagogik. Bianka Wüstehube hat mit diesem Vorstoß offenbar das Problem gelöst, die so schwer beschreibbaren Aufführungen von EMP-Studierenden in Worte zu fassen und zu benennen, ohne im Ausschlussverfahren erklären zu müssen, was sie nicht sind. Elementare Musik-Präsentationen sind nämlich keine Kleinkunst, keine Tanzperformance, kein Tanztheater, kein herkömmliches Konzert, kein Musical oder Musiktheater.
Wüstehube beschreibt auf sehr anschauliche Weise, dass bei aller Vielfalt und allem Ausdrucksvariantenreichtum doch immer die Musik im Mittelpunkt stehe, sie sich wohl aber szenisch vor den Augen und Ohren des Publikums entfalte. Elementare Musik sei demnach hör- und sichtbar. Da der Entwicklungsprozess maßgeblich für eine Präsentation sei, könne sie auch nur von der Gruppe ausgeführt werden, von der sie konzipiert wurde. Die Autorin definiert somit Elementare Musik-Präsentationen als polyästhetische, kollektive szenische Kompositionen mit Improvisa­tionsanteilen, die mit wenig büh­nentechnischem Aufwand funktionieren.
Welche weiteren Erkenntnisse bringt nun dieses äußerst kurzweilige und gut lesbare Buch? Die Autorin beschreibt zunächst ihren Ausgangspunkt und die Vorgehensweise im Rahmen der beschriebenen Fallstudie, stellt im Anschluss nach einer kurzen Verortung des Studiums der Elementaren Musikpädagogik an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz beispielhaft eine Elementare Musik-Präsentation als Kern der Untersuchung dar, um am Ende behutsam reflektiert die Ergebnisse und die sich daraus erschließenden Definitionen zu ausgewählten Aspekten derartiger künstlerischer Präsentationen herauszuarbeiten.
Und an wen richtet sich dieses wirklich empfehlenswerte Buch? Es ist auf jeden Fall eine große Bereicherung für den weiteren Diskurs in der EMP-Community, kann aber darüber hinaus sicher auch fachfremden interessierten Menschen Lust machen, einmal eine Elementare Musik-Präsentation zu besuchen.
Rainer Kotzian