Pölzleithner, Barbara

Facettenreiches Bild

Tagung der Initiative Musikpädagogische Forschung Österreich (MFÖ) bot einen Gesamtüberblick

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 3/2024 , Seite 45

Kräftiges Lebenszeichen der musikpädagogischen Forschung in Österreich: Die jüngste Tagung der Initiative Musikpädagogische Forschung Österreich (MFÖ) hinterließ ein facettenreiches Bild. Unter dem Leitmotiv „Musikpädagogik Österreich – The Big Picture“ versammelten sich über 50 Forschende und PraktikerInnen Anfang Februar an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt. Ziel war es, die Vielfalt der laufenden Forschungsprojekte und Schwerpunkte im ganzen Land zu erfassen und gegebenenfalls miteinander zu verknüpfen.
Die Tagung präsentierte eine breite Palette an Präsentationen, Keynotes, Workshops und Diskussionen, die die Vielfalt der musikpädagogischen Forschung deutlich machten. Die Themen reichten von Strategien des Auswendiglernens im Instrumentalunterricht bis zu philosophischen Grundlagen der Musikpädagogik. Besonders inspirierend waren die Keynote von Florian Müller (Universität Klagenfurt) zum Thema „Motivationsförderung: Zwischen Utopie und Machbarem“, die empirische Studien aus der Bildungsforschung beleuchtete, sowie von Christine Stöger (Hochschule für Musik und Tanz Köln), einer Klagenfurterin mit Heimvorteil. Stöger skizzierte die historische Entwicklung der Musikpädagogik, die heute „den kleinen Fächern entwachsen ist“, und gab erste Einblicke in die Überarbeitung des Handbuchs Musikpäda­gogik (2018).
Die Tagung begann mit einer kritischen Reflexion über den Kompetenzbegriff als potenziellem Hemmschuh für kreative Fächer. Katharina Pecher-Havers fokussierte auf die Problematisierung des Kompetenzbegriffs im Kontext der musikalischen Bildung. Michael Göllner präsentierte faszinierende Erkenntnisse aus einer Studie zum instrumentalen Lernen über ein Schuljahr hinweg, wobei qualitative Interviews die vielfältigen Herausforderungen und Erfahrungen von SchülerInnen im musikalischen Lernprozess offenbarten. Ebenso beleuchteten Jan Jachmann, Irene Malizia und Maria Meures-Leipold von der Kunstuniversität Graz neue Wege zur Förderung der Kreativität im Instrumentalunterricht, während eine Diskussion die zahlreichen Möglichkeiten zur Entfaltung von Kreativität in der musikalischen Praxis aufzeigte. Zusätzlich gewährten Präsentationen unter anderem von Veronika Lesjak, Julian Schunter, Wilfried Aigner und Benedikt Plößnig einen Einblick in innovative Forschungsansätze im Bereich der musikpädagogischen Ausbildung, darunter die Modellierung klavierbezogener künstlerisch-praktischer Ausbildung sowie die Erforschung musikpädagogischer Projekte mit Kindergartenkindern. Matthias Krebs erweiterte diesen Horizont durch die Betrachtung sinnlich-körperlicher Erfahrungspotenziale beim Musizieren mit der App GarageBand (siehe auch den Beitrag von Matthias Krebs zu „Körperlichkeit im digitalen Zeitalter“ in üben & musizieren 2/2024).
Forschung ist der Schlüssel zur Innovation in der Musikpädagogik. Die Tagung hat gezeigt, wie bunt und vielfältig die musikpädagogische Forschung in Österreich wirklich ist. Und mit einer beeindruckenden Beteiligung aller Universitäten wurde deutlich, wie wichtig Vernetzung und Austausch für die Community sind. Die MFÖ-Tagung 2024 endete mit einem Round Table von VertreterInnen der musikpädagogischen Abteilungen der österreichischen Universitäten und Hochschulen, gefolgt von der Planung einer digitalen Landkarte, die laufende Forschungsprojekte sichtbar machen wird. Das große Interesse der Forschenden hinterließ einen positiven Gesamteindruck und spiegelte den Generationswechsel in der musikpädagogischen Forschungslandschaft wider.

Abstracts aller Tagungsbeiträge – zum Teil mit weiterführenden Literaturhinweisen:

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 3/2024.