Riva, Nepomuk
Fairplay in der Musikpädagogik
Für eine kultursensible Vermittlung von Kinderliedern
Rassistische Diskriminierungen in Kinderliedern werden seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Auslöser dafür ist die veränderte Zusammensetzung von Lerngruppen durch zunehmende Migration. Lieder, die früher über abwesende Fremde gesungen wurden, richten sich plötzlich an anwesende Kinder. In dieser Situation bietet das im Sport erprobte Konzept des Fairplay die Möglichkeit, neue Umgangsregeln in der Musikvermittlung zu entwickeln.
Das beliebte Kinderlied Aramsamsam steht seit einiger Zeit in der Kritik, antiarabischen Rassismus zu verbreiten. Dies lässt sich jedoch nur schwer festmachen, da das Lied in einer Fantasiesprache gesungen wird, die lediglich an Arabisch erinnert. Die Körperbewegungen zu den Worten „arafi“ bzw. „arabi“ ahmen jedoch muslimische Niederwerfungen beim Gebet nach. Das diskriminierende Potenzial entfaltet das Lied vor allem, wenn muslimische SchülerInnen damit im Alltag gemobbt werden. Mit einer Musikanalyse ist diesem Rassismus nicht beizukommen. Es stellt sich die ethische Frage, ob in deutschen Kindergärten und Schulen Lieder gesungen werden sollten, die sich zum Mobbing und zur religiösen Diskriminierung eignen.
Bei Weiterbildungen und in Diskussionen erlebe ich seit Jahren, dass PädagogInnen diese ethische Verantwortung von sich weisen und Kritik an diesem Lied mit dem Hinweis auf den angeblich harmlosen Text ablehnen. Das wundert mich, denn im Sport gibt es seit Langem ein etabliertes System, das Spielregeln und einen Verhaltenskodex als gleich wichtig erachtet.
Der Fairplay-Gedanke im Sport
Das Konzept des Fairplay im Sport setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Einerseits umfasst es formelle Kriterien, die das Einhalten der vereinbarten Spielregeln betreffen. Alle Teilnehmenden akzeptieren diese und nehmen die Konsequenzen bei Zuwiderhandeln in Kauf. Daneben gibt es informelle Kriterien, bei denen sich alle verpflichten, den sportlichen Gegner fair zu behandeln. Dazu gehört, ihn als Partner im Spiel zu betrachten, der die gleichen Chancen und Bedingungen hat. In kritischen Situationen versprechen alle, sich selbst zu beherrschen und den Spielverlauf objektiv zu bewerten.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2025.


