Pezolt, Rainer
Familienfest bei Zischrumms
8 kleine Stücke mit neuen Spieltechniken für 1 bis 4 Flöten
Der Name ist Programm! Nein, die Familie Zischrumm möchte man nicht unbedingt nebenan wohnen haben; denn wenn „Oma rennt“, „Tante Skurri singt“ oder alle „…wie ein Wasserfall“ reden, dann dürften auch die Nachbarn nicht ganz schadlos davonkommen. Acht kleine Stücke für ein bis vier Flöten von insgesamt etwa neun Minuten Dauer hat Pezolt hier vorgelegt, die auch AnfängerInnen mit neuen Spieltechniken auf der Querflöte vertraut machen möchten.
Dafür sind die Stücke in ansteigendem Schwierigkeitsgrad gestaltet: die ersten vier mit sehr geringem Ambitus (das erste nur von e’ bis h’, das vierte dann von e’ bis c”) und geringen spieltechnischen und rhythmischen Ansprüchen, während die übrigen von d’ bis g”’ reichen, allerdings immer auch ein bis zwei leichtere Partien in den unteren Stimmen anbieten. An neuen Spieltechniken werden das Blasen über das Mundstück (bei bestimmter Tonhöhe), der Klappenschlag (ohne Luft), Flageolett-Töne, gleichzeitig gesungene und gespielte Töne, Effekte wie Aufstampfen mit dem Fuß oder rhythmisch gesprochene t und s verlangt. Dazu kommen als weitere Anforderungen verschiedenste Artikulationsarten in engem Miteinander und eine sehr differenzierte Dynamik. Auch verlangen Rhythmik und Agogik der mehrstimmigen Stücke ein aufmerksames Zusammenspiel der Ensemblemitglieder.
Das alles, untermischt mit kompositorischen Kniffen, ergibt nicht immer ganz offensichtliche, aber doch oft recht witzige Effekte – wenn beispielsweise im Stück „Fangt Onkel Boris!“ die Familie im (rhythmischen) Fugato hintereinander herstürzt; wenn „Oma rennt“ – und zwischendurch entsprechend schnauft. Dort entstehen atmosphärisch höchst reizvolle Momente, die selbst einem musikalisch gänzlich unkundigen Zuhörer nicht verborgen bleiben dürften. Insofern bieten sich die Stücke durchaus auch für Vorspiele an.
Der harmonisch-melodische Reiz steht demgegenüber eher im Hintergrund: Schönklang oder Harmonie ist naturgemäß kaum anzutreffen; dazu werden die diversen Klangeffekte auch zu flächendeckend eingesetzt, sodass doch vielfach die Geräuschebene dominiert. Notenbild und Zeichenerklärung sind klar und in der Regel auf den ersten Blick einleuchtend. Nett sind die von Ulrike Müller stammenden Illustrationen.
Schade, dass sich Komponist oder Verlag nicht noch die Mühe gemacht haben, zu diesen thematisch ohnehin zusammenhängenden Stückchen entsprechende Geschichten zu erfinden, die man dann zur Abwechslung im Unterricht, aber auch für eine eventuelle Aufführung hätte nutzen können. Da mögen doch ersatzweise die FlötenschülerInnen kreativ werden!
Andrea Braun