Bergmann, Benjamin

Fit in 15 Minuten

Warm-ups und Basisübungen für Violine

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 1/2017 , Seite 58

Es ist Übezeit. Die Finger sind kalt. Und irgendwie fühlt sich der Körper noch nicht nach Klang an. Was tun? Meist hilft eine ausgedehnte Einspielphase. Wenn aber nicht viel Zeit zur Verfügung steht, stellt sich die Frage nach effizienten Übungen. Viele GeigerInnen haben ihre Rituale. Einigen jedoch fehlen Anreize, aus eben diesen herauszukommen. Anderen fällt es schwer, aus umfangreichen, spezifizierten Technikwerken aus­zuwählen.
Hier schafft Benjamin Bergmann Abhilfe: Fit in 15 Minuten richtet sich an „,Wenigspieler‘ mit akutem Zeitmangel“. Ziel ist es, mit möglichst wenig Aufwand geigerische Spieltechnik zu erhalten bzw. zu verbessern und Kopf, Hand und Ohr auf das Geigenspiel einzustimmen. Dafür hat Bergmann spieltechnische Übun­gen nach vier grundlegenden, musikbezogenen Bewegungen, nämlich Bogenwechsel- und artikulation, Saitenwechsel, Fingerwechsel und -verschieben innerhalb einer Lage sowie Lagenwechsel, zusammengestellt.
Weil sich die Warm-ups auf insgesamt zwölf Themenblöcke begrenzen, wird man nicht von Notentext erschlagen. Gleichwohl kommen die Übungen nicht ohne Hinweise auf weiterführende Varianten oder andere Tonarten aus. Orientierte man sich lediglich an den gesetzten Notenbeispielen, wären die Finger sonst schnell „G-Dur-verwöhnt“.
Alle Themenblöcke bieten je drei Level an, sodass Spielerinnen und Spieler die Möglichkeit haben, sich die Übung entsprechend ihrem Können auszuwählen. Dabei lohnt es sich auch für professionelle GeigerInnen durch­aus, auch einmal Level 1 oder 2 zu spielen – um sich intensiv auf basale Bewegungsabläufe zu konzentrieren.
Neben dem Notentext finden sich immer auch sinnvolle Erläuterungen (in Deutsch und Englisch) zur Ausführung. Linke und rechte Hand kommen zu ihrem Recht durch verschiedene Strich­stellen und Saitenwechsel, Lagenwechsel gleicher und zunehmender Distanz, Geläufigkeitsübungen und Dehnung des Quartrahmens. Auch fehlen Tonleitern und Dreiklänge sowie Doppelgriffe nicht. Eine Übung zum Linke-Hand-Pizzicato sowie eine Vibrato-Übung mit Anwendungsbeispielen in Stücken runden das Heft ab.
Verschiedene Stricharten werden nicht explizit behandelt, es wird jedoch auf sie verwiesen. Folgt man der empfohlenen Spieldauer der einzelnen Übungen, ist man mit dem ganzen Heft allerdings länger als 15 Minuten beschäftigt. Das schmälert die Leistung aber nicht: Das Heft bündelt schließlich wichtige geigerische Grundlagen. Es lohnt sich auch für unterwegs, wenn man nicht mehrere Technikbände mitnehmen will. Ist dann doch mal mehr Zeit vorhanden und möchte man die Varianten ausgeschrieben vor Augen haben, gibt es ja noch Schradieck, Flesch, Galamian, Sˇevcˇík – oder Bergmanns Systematische Violintechnik. Bausteine des Violinspiels in sechs Bänden (hg. mit Helmut Zehetmair), auf die er bei den einzelnen Übungen immer wieder verweist. Fit in 15 Minuten ist eben nur ein Ausschnitt. Aber ein sehr hilfreicher.
Katharina Bradler