forte

Das vielseitigste und intelligenteste Notensatzprogramm der Welt. Programm mit Handbuch. Systemvoraussetzungen: Windows 98/2000/ME/XP

Rubrik: Software
Verlag/Label: Lugert, Marschacht 2005
erschienen in: üben & musizieren 1/2007 , Seite 60

Vielleicht ist es wirklich das „vielseitigste und intelligenteste Notensatzprogramm der Welt“, wie auf der Verpackung keck behauptet wird; jedenfalls konnte der Lugert-Verlag mit forte auf dem gesättigten Markt der Notensatzprogramme noch einen Akzent setzen.
Das Programm bietet ein ähnlich komplettes Repertoire der Musiknotation wie die bekannten professionellen Notationsprogramme, kommt aber mit einem fast bescheiden anmutenden Apparat an Fenstern, Buttons, Popups und Menus aus. Da diese sehr konsistent strukturiert sind, findet man sich schnell und intuitiv zurecht: Eine schwebende Palette enthält die wichtigsten Typen von Symbolen, die im Eingabemodus gesetzt und im Editiermodus bearbeitet werden können; jedes Symbol ist mit einem Kontextmenu, einer Eigenschaften-Palette und innerhalb dieser gegebenenfalls mit „Aktionen“ ausgestattet.
Viele Funktionen in forte sind auf den pädagogischen Gebrauch zugeschnitten: Aus- und Einblenden von Symbolen wie Taktstriche, Noten etc., Import von Grafiken aus anderen Programmen wie Word, Photoshop und Illustrator per „drag & drop“ sowie Screenshots zum Export beliebiger Notentext-Ausschnitte über die Zwischenablage in andere Programme. Daneben ist der übliche Grafikexport in TIFF, BMP, JPG, EPS und sogar XML möglich.
Noten können über ein MIDI-Keyboard in Echtzeit oder im Step-Verfahren eingegeben werden. Die präzise Noteneingabe per Mausklick wird durch eine pfiffige Funktion erleichtert: Über dem Eingabetakt erscheint ein Raster, das die aktuelle Taktaufteilung und den eingestellten Notenwert repräsentiert. Die Möglichkeiten des Notenlayouts entsprechen professionellen Ansprüchen. Dafür seien nur einige Beispiele genannt: Mehrfachpausen, Stimmenauszug, Optimierung bei nicht ausgefüllten Systemen, Taktarten mit frei definierbarer metrischer Unterteilung und Balkung, vierstimmige Polyfonie pro System, automatische Transposition von Akkordsymbolen, frei wählbare x-tolen-Aufteilung, mehrzeiliger Text.
Auch die Bedienung ist angenehm handlich: Symbole lassen sich wahlweise mit der Maus innerhalb des Taktrasters oder unabhängig davon (mit STRG/Pfeiltasten) in ihrer rein optischen Position ohne Auswirkung auf die Wiedergabe verschieben. Gelegentlich möchte man – wie bei der Bogenhöhe der Legatobögen – lieber mit der Maus „zeichnen“, statt numerische Werte einzugeben.
Die Repräsentation des Musiknotats im MIDI-Format ist in forte umfangreicher als in den klassischen Notationsprogrammen. Die Notenzeilen entsprechen im Ganzen den MIDI-Spuren und bei der Klangauswahl liegt der GM-Standard zugrunde. Benutzer, die das Arbeiten mit einem MIDI-Sequencer gewohnt sind, werden die zahlreichen MIDI-Funktionen zu schätzen wissen: Klavierrollen-Editor, Eventliste, Hüllkurven-Editor mit Laustärkepunkten, Mixer mit den wichtigsten MIDI-Controllern, Punch- und Loop-Aufnahme, MIDI-Meaning, z. B. bei Pedalzeichen oder Wiederholungen, und nicht zuletzt die integrierte VST-Schnittstelle.
Getestet wurde die Version 1.3 Standard. Version 1.4 soll Capella-Dateien direkt importieren und ein VST-Plugin für GM-Sounds enthalten. Eine für 2007 angekündigte „Professional“-Version soll einen Audio-Sequencer und Notenscan-Funktionen bieten. Leider ist mit einer Mac-Version auf absehbare Zeit nicht zu rechnen.
Das mitgelieferte Handbuch, eine unstrukturierte Druckfassung der online-Hilfe, verdient nicht das gleiche Lob wie das Programm. Da der Index viele Fachbegriffe nicht oder in ungebräuchlicher Form enthält – z. B. sucht man „Akkolade“ und „enharmonische Verwechslung“ vergebens, „Artikulationszeichen“ findet man unter „Akzente“ –, ist der Gebrauchswert des Handbuchs eingeschränkt. Nach Auskunft des Verlags ist eine Neufassung in Arbeit; wenn diese in professioneller Form vorliegt und einige kleine Fehler, wie etwa die Verwechslung von „aug“ und „dim“ bei den Akkordsymbolen, beseitigt sind, ist mit forte ein Notensatzprogramm auf dem Markt, das es – bei einem Bruchteil des Kaufpreises – mit den „Großen“ durchaus aufnehmen kann.
Christoph Hempel