Yaprak Kotzian, Emine

Freiraum für das Erleben

Elementare Musikpraxis in der Grundschule

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 4/2014 , Seite 24

Im deutschsprachigen Raum steigt die Zahl von Kooperationen zwischen Musikschulen und Grundschulen an. Doch wie kann man auf die grundlegend unterschiedlichen institutionellen Voraussetzungen bezüglich der Aufgaben und Arbeitsfelder bzw. der Leitgedanken und Ziele von Grund­schule und Musikschule reagieren?

In meiner Anstellung an der Musikschule Nürnberg befinde ich mich seit 2011 in einer besonderen beruflichen Situation: Als ausgebildete Elementare Musikpädagogin unterrichte ich im Kooperationsprojekt MUBIKIN1 an einer städtischen Grundschule Kinder der ersten und zweiten Klasse zwei Stunden pro Woche im Rahmen ihres regulären Musikunterrichts. Dies hat methodisch, inhaltlich und organisatorisch maßgebliche Auswirkungen auf meine tägliche Arbeit, die ich als Mit­autorin auch in das Unterrichtswerk Musik voraus für Kinder von sechs bis acht Jahren (in der Reihe „Musik und Tanz für Kinder“)2 eingebracht habe.

Elementare Musikpraxis in der Musikschule

Unterrichtsangebote von Musikschulen für Elementare Musikpraxis mit Kindern im Grundschulalter richten sich in der Regel nach den Inhalten und Grundprinzipien der Elementaren Musikpädagogik. Gemeint ist demnach das voraussetzungslose, reproduktive wie auch produktive Musizieren, wobei besondere Konzentration auf eigene Wahrnehmungen, das Erkunden und Ausprobieren, das Improvisieren sowie das Gestalten von Musik, Sprache und Tanz gelegt wird. Zu den Inhaltsbereichen der Elementaren Musikpraxis gehören Singen, Instrumentalspiel, Bewegung und Tanz, Wahrnehmen und Erleben von Musik, musikbezogenes Denken und Symbolisieren von Musik sowie das Verbinden von Musik mit anderen Formen künstlerischen Ausdrucks.3 Der Unterricht dauert in der Regel 45 bis 60 Minuten, in seltenen Fällen auch 90 Minuten. Häufig steht ein entsprechend ausgestatteter Musik- bzw. Bewegungsraum mit ausreichendem Instrumentarium und einem geeigneten Boden zur Verfügung. Gruppengrößen von zehn bis 15 Kindern sind üblich, meist mit Kindern, die freiwillig und aus eigenem Interesse kommen. Die Fachkräfte, die in diesem Bereich arbeiten, haben in der Regel eine künstlerisch-pädagogische Ausbildung in Elementarer Musikpädagogik oder eine vergleichbare Ausbildung absolviert. Als inhaltliche Orientierungsgrundlage dient z. B. an kommunalen Musikschulen der entsprechende Bildungsplan des VdM.4

1 MUBIKIN = Musikalische Bildung für Kinder und ­Jugendliche in Nürnberg, www.mubikin.nuernberg.de (Stand: 20.4.2014).
2 Rainer Kotzian/Rudolf Nykrin (Hg.): Musik voraus – Musik und Tanz für Kinder, Unterrichtswerk für Kinder von 6 bis 8 Jahren. Lehrerband, mit CD/Entdeckerbuch, mit CD, Mainz 2013.
3 vgl. Verband deutscher Musikschulen: Bildungsplan Musik für die Elementarstufe/Grundstufe. Bonn 2010.
4 vgl. ebd.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2014.