Losert, Martin

Für die Einheit künstlerisch-wissenschaftlichen Handelns

Ulrich Mahlert, Mitherausgeber dieser Zeitschrift, feierte am 11. Juli seinen 60. Geburtstag

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 4/2010 , Seite 33

Es ist schwer, Ulrich Mahlert mit nur wenigen Worten zu porträtieren, zumal wenn man ihn in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen erlebt hat. Vor nun fast 20 Jahren habe ich ihn zunächst als Hochschullehrer kennen gelernt, der mich mit seinen Ideen und seiner Fachkompetenz überzeugte und später maßgeblich mein Interesse an der Musikpädagogik förderte. Er war während meines Studiums ein Dozent, der sich für die Studierenden aktiv einsetzte, die Belange seines Studiengangs gegen die Widrigkeiten des Hochschulalltags verteidigte und als langjähriger Dekan der Fakultät Musik und Vizepräsident der Universität der Künste neue Impulse gab sowie eine angenehm offene Kommunikation (auch mit den Studierenden) im Hochschulalltag anregte. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Ulrich Mahlert ist aber auch Dozent bei zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen in ganz Deutschland. Seit vielen Jahren bietet er im Rahmen diverser Verbände und an Musikschulen Seminare zu musikpädagogischen Themen an. Vielen dürfte er wahrscheinlich vor allem als Herausgeber der Zeitschrift üben & musizieren und als Autor eines nicht nur im Umfang beeindruckenden musikpädagogischen Œuvres bekannt sein. Wer nur einige seiner fast 100 Artikel und 75 Editorials zu üben & musizieren kennt, schätzt vermutlich ähnlich wie ich die kenntnisreiche und feinsinnige Art, mit der er die musikpädagogische Diskussion zu den unterschiedlichsten Themen seit fast drei Jahrzehnten anregt und bereichert. Seine Texte (so zumindest ergeht es mir beim Lesen) geben immer neue Impulse und Ideen zum Nachdenken wie zum eigenen praktischen Experimentieren. Dabei beeindrucken nicht nur sein Wissen und seine Ideen, sondern auch sein literarischer Stil. Hauptgebiete seiner Arbeit sind Musik und Musikpädagogik des 18. bis 21. Jahrhunderts, die Didaktik des Instrumental- und Vokal­unterrichts, Aspekte musikalischer Bildung und Leo Kestenberg.
Ulrich Mahlert ist aber auch als Musikwissenschaftler und Spezialist für Robert Schumann, besonders für dessen Lieder, bekannt. Als Editor gab er viele Werke u. a. von Brahms, Schumann, Czerny, Heller und Kirnberger heraus. Als Doktorvater etlicher unterdessen selbst als Dozenten und Professoren tätiger Musikpädagogen und -pädagoginnen – zu nennen sind etwa Andreas Doerne (Freiburg), Andrea Welte (Bremen), Daniel Zwiener, Dietlind Bäuerle-Uhlig, Hui Schönhofer und Yanjun Zhang – hat Ulrich Mahlert viel Ermutigung und Unterstützung beim Verfolgen in­dividueller Forschungsinteressen geboten. Auch ich selbst hatte das Glück, bei ihm promovieren zu dürfen.
Für Ulrich Mahlert war und ist die Unterscheidung zwischen praktischem Musizieren und der wissenschaftlichen, theoretischen und pädagogischen Beschäftigung mit Musik letztlich immer eine künstliche Trennung. Er plädiert für die Einheit künstlerisch-wissenschaftlichen Handelns. Und so schafft er sich immer auch Zeiten der Muße für eigenes Musizieren, Üben und Konzertieren.
Geboren ist Ulrich Mahlert 1950 in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen), aufgewachsen in Mühl­heim/Ruhr. Er studierte Klavier an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg bei Edith Picht-Axenfeld und Naoyuki Inoue sowie Musikwissenschaft und Germanistik an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. 1982 promovierte er in Musikwissenschaft bei Hans Heinrich Eggebrecht mit einer Arbeit über späte Lieder Robert Schumanns im Licht der liedästhetischen Diskussion ab 1848. In den Folgejahren unterrichtete er Klavier und Musiktheorie privat, an Musikschulen und an der Freiburger Hochschule für Musik. Zeitgleich moderierte er als Musikredakteur bzw. freier Mitarbeiter am Südwestfunk in Baden-Baden die Sendung Neue Schallplatten. 1983 wurde er Schriftleiter, später Mitherausgeber der Zeitschrift üben & musizieren, die er seitdem gemeinsam mit Rein­hart von Gutzeit ununterbrochen betreut. Im gleichen Jahr wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hannover mit Lehrveranstaltungen in Musiktheorie, Gehörbildung und Musikwissenschaft. Schon im Folgejahr erhielt er einen Ruf als Professor für Musikpädagogik an die Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) Berlin. Von 1991 bis 2003 war er Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden musikpädagogischer Studiengänge in der Bundesrepub­lik Deutschland (ALMS). Er war Mitglied der Bundesfachgruppe Musikpädagogik im Deut­schen Musikrat und wirkt seit 2000 im Leitungsteam des jährlich stattfindenden berufsbegleitenden Lehrgangs „Führung und Leitung einer Musikschule“ des VdM an der Bundesakademie für musikalische Jugend­bildung in Trossingen. Neben der Förderung des Musikschulwesens in Deutschland liegt ihm besonders die Musikpädagogik in China am Herzen. Die Qiongzhou University in Wu­zhishan (Hainan/China) ernannte ihn 2008 zum Honorarprofessor.
Am 11. Juli wurde Ulrich Mahlert 60 Jahre alt. Ich wünsche ihm (und auch uns), dass er noch lange als Pädagoge und Künstler wirken möge.

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