Galka, Christine
Geige spielen
Eine Einführung für neugierige Erwachsene, Band 1
Längst überfällig war das Erscheinen einer neuen Violinschule für Erwachsene. Nicht erst in Hinblick auf die demografische Entwicklung gerät die instrumentale Erwachsenenbildung zunehmend in den Fokus der Musikpädagogik. Auch junge Erwachsene entscheiden sich, einen vielleicht lange gehegten Kindheitstraum, Violine zu erlernen, zu verwirklichen oder früher Gelerntes wieder aufzufrischen.
Mit Geige spielen ist es Christine Galka gelungen, eine Marktlücke zu füllen: ViolinpädagogInnen müssen nicht mehr auf historische Schulen zurückgreifen, wenn sie ihren erwachsenen SchülerInnen ein angemessenes Unterrichtswerk präsentieren wollen.
Geige spielen zeichnet sich in erster Linie durch die ansprechende und abwechslungsreiche Stückwahl aus. Traditionelle Arrangements, darunter Kanons, Volkslieder und Tänze, haben einen hohen Wiedererkennungswert, den Musiklernende meist schätzen. Einfache Stücke von Bach, Beethoven, Tschaikowsky und Janschinow stellen nur einen kleinen Ausschnitt der stilistischen Vielfalt dar. Die Stücke weisen stets eine zweite Stimme bzw. einen Klavierpart auf, sodass SchülerInnen von Beginn an bedeutsame Klangerlebnisse erfahren können. Besonders hervorzuheben ist, dass die Autorin sämtliche Vortragsbezeichnungen und Spieltechniken, darunter staccato, legato, col legno battuto und tremolo, stets musikalisch einführt, eingebettet in klangvolle Stücke.
Für Anfänger schreitet die Violinschule (manchmal leider etwas zu) zügig voran. Wiederholungen in wechselndem Gewand sind im Ganzen eher knapp gesät. Galka beginnt das Streichen leerer Saiten direkt mit Saitenwechseln. Sie erläutert die Bogenhaltung anhand von Bildern – Ausführungen zu den unterschiedlichen Ebenen des Streichens und zur Bogeneinteilung fehlen allerdings. So bleibt auch die intensive Auseinandersetzung mit Rhythmen auf der Strecke. Die linke Hand führt die Autorin über den ersten Finger in der ersten Lage ein. Kapitelweise folgen der zweite Finger, der dritte mit dem vierten Finger, bis die SchülerInnen am Ende die erste und zweite Griffart, das heißt den hohen und den tiefen zweiten Finger, kennen. Das musiktheoretische Fundament mit Tonleitern und Dreiklängen liefert die Autorin gleich mit.
Auf Übersichtsseiten wird der vielen Erwachsenen oft inhärente Drang nach struktureller Orientierung befriedigt: Dort finden sich hilfreiche Zusammenfassungen erlernter Spieltechniken und Tonleitern. Der „Geigencoach“ informiert über wichtige Prinzipien des Geigenspiels, die es – genau wie die Übetipps – jedoch besser mit der Lehrkraft abzustimmen gilt.
Geige spielen führt erwachsene SchülerInnen vielseitig an das Violinspiel heran, ohne sie mit Informationen zu überfrachten. Kurze Erläuterungen zum Stück oder zur Spieltechnik machen Lust auf mehr. Dabei steht das Wichtigste immer im Vordergrund: die Musik.
Katharina Bradler