Nimczik, Anna Catharina

Gemeinsam Musik entwickeln

Im Klanglabor liegt der Fokus auf musi­ka­lischer Interaktion und dem Musizieren in der Gruppe

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 5/2015 , Seite 40

Das Angebot an Meisterkursen scheint schier unerschöpflich: Da braucht es schon ein klares und ansprechendes Profil, um junge Inst­rumentalistInnen und Musikstudierende zu begeistern. Das Klanglabor der Jungen Streicherakademie Mainz möchte sich aus dieser Masse herausheben, indem es nicht nur den einzelnen Musiker individuell fördert, sondern das gemeinsame Musizieren als Gruppe sowohl im Kammermusik- als auch im Orchesterbereich in den Mittelpunkt stellt. Es bildet mit diesem Ansatz eine willkommene und notwendige Ergänzung zur solistischen Instrumentalausbildung, die oft im Vordergrund steht. Gemeinsam musizieren und einen Gruppenklang entwickeln ist hier die Devise. Wie ginge das besser als aktiv am Inst­rument? Das starre Lehrer-Schüler-Verhältnis wird aufgebrochen, indem SchülerInnen und DozentInnen gleichberechtigt miteinander ar­beiten, sich gegenseitig inspirieren und musikalisch interagieren.
Innerhalb von einer Woche erlernen die jungen Streicher im Alter von 14 bis 21 Jahren in den unterschiedlichsten Formationen vom Duo bis zum Kammerorchester Werke verschiedener Epochen. Dabei liegt das Augenmerk nicht nur auf der musikalischen Gestaltung, sondern auch auf der gezielten technischen Schulung, wie klanglich differenzierte Ergebnisse im Ensemblespiel erreicht werden können. Konkrete Tipps und Übungen sensibilisieren für ein homogenes Spiel. Sie erstrecken sich über methodisches Vorgehen, wie man seinen Notentext vorbereitet, über musikalische Stilsicherheit in der Interpretation der unterschiedlichen Epochen bis hin zum gemeinsamen Phrasieren und Ausgestalten der Musik. So werden beispielsweise eine einheitliche Vibratogeschwindigkeit trainiert, das Timing von Lagenwechseln sowie die intonatorische Treffsicherheit in der Gruppe geübt, ebenso wie Artikulation, Geschwindigkeit, Strichstelle und Klangentwicklung der Bogenhand aufeinander abgestimmt. Ein Gleichgewicht zwischen musikalischer Interaktion und kreativem Spiel der einzelnen MusikerInnen soll dabei entwickelt werden. Dazu finden sich die jungen Streicher zunächst in Kammermusikensembles zusammen, um dann später die erworbenen Fähigkeiten auf das Orchesterspiel zu übertragen.

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