Hegel, Martin
Gitarrenschule
Akustikgitarre spielen von Klassik bis Pop, Band 1, mit Online-Material
Martin Hegel ist ein Gitarrist aus Berlin und Preisträger bei „Jugend musiziert“ und zahlreichen Gitarrenwettbewerben. Neben seiner Lehr- und Konzerttätigkeit arbeitet er als Autor und hat nun eine Gitarrenschule für Jugendliche und Erwachsene verfasst. Hinter der Bezeichnung „Akustikgitarre spielen von Klassik bis Pop“ verbirgt sich eine klassisch aufgebaute Gitarrenschule, die mit Rock und Pop nur bedingt zu tun hat. Schon die Fotos zur Haltung im Einführungskapitel verraten den Background des Autors. Die gezeigte junge Frau ist zwar modern gekleidet, sitzt aber mit Fußbänkchen recht unrockig auf ihrem Übestuhl. Das Spielen im Stehen oder mit Gitarrengurt wird nicht erwähnt.
Hegel wählt den schon in den Schulen von Teuchert und Kreidler erprobten Weg: Nach Notenleseübungen auf Leersaiten folgen einfache Melodien in der ersten Lage, zuerst mit Daumen, dann mit dem angelegten Wechselschlag. Nach einem kurzen Ausflug in die Akkordbegleitung erarbeitet man sich erste zweistimmige Stücke, zuerst mit Basstönen als Leersaiten, dann mit gegriffenen Tönen. Schließlich folgt das Lagenspiel.
Der Ansatz ist pädagogisch bewährt und lange erprobt, aber im Jahr 2025 etwas steif und akademisch. Die Songauswahl bedient sich aus dem bekannten Fundus von Klassik und amerikanischen Traditionals wie Merrily We Roll Along und House Of The Rising Sun. Gegen diese Stücke ist nichts einzuwenden, aber der Bezug von heutigen Teenagern zu diesen Songs dürfte kaum noch vorhanden sein.
Neben der Hinführung zum klassischen Solospiel streift Hegel Akkordbegleitung (zuerst mit 2-Finger-Versionen) und das Plektrumspiel. Tabulatur gibt es erst am Ende des Hefts für einige Begleitpatterns. Davor müssen sich die Schüler und Schülerinnen durch eine Menge ausnotierter Kurzsongs arbeiten. Wie die Musik klingen soll, kann man den als Download verfügbaren Hörbeispielen entnehmen. Hegel wählt auch hier eine klassische Darbietungsweise. Nach einem kurzen Einzähler folgen die Songs als Solo- oder Duoversion. Drums oder Bandbacking gibt es nicht. Hegel bietet alle Beispiele gut gespielt dar, obwohl Agogik und Ritardandi für AnfängerInnen nicht immer leicht nachvollziehbar sind. Sie eignen sich daher eher als Klangorientierung und nicht unbedingt als Playalong-Version.
Hegels Didaktik zielt klar auf klassisches Solospiel ab und nicht unbedingt auf rockige Songparts und Riffs. Wenn dies das gewünschte Ziel ist, bietet seine Gitarrenschule einen erprobten Weg in einer etwas modernisierten Darstellung im Vergleich zu den schon erwähnten Schulen von Teuchert und Kreidler. Will man Richtung Bandspiel und E-Gitarre gehen, wäre ein weniger klassischer Weg sicher erfolgversprechender.
Martin Schmidt


