Petrat, Nicolai

Glückliche Schüler ­musizieren besser!

Neurodidaktische Perspektiven und Wege zum effektiven Musikmachen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Wißner, Augsburg 2014
erschienen in: üben & musizieren 1/2015 , Seite 51

Um es vorweg zu sagen: Das von Nicolai Petrat vorlegte Buch mit dem Titel Glückliche Schüler musizieren besser! sollte Pflichtlektüre für jeden Musikpädagogen und jede -pädagogin sein. Auch wenn der im Titel benannte Aspekt des Glücklichseins zugegebenermaßen ein sehr hehres Ziel ist. So verstehe ich diese Arbeitshypothese vielmehr auch als einen Aufruf, sich als PädagogIn darüber Gedanken zu machen, was möglichst günstige Voraussetzungen sind, um Neues zu erlernen. Glück stellt dabei im neurobiologischen Sinne einen besonders zugespitzten Seinszustand von Motivation dar und motivierte SchülerInnen braucht es allemal, um sich gemeinsam auf den Weg zu machen, Neues zu erlernen. Umgekehrt ist es fast jedem Musiker und jeder Musikerin bewusst, dass angstbesetzte Situationen nicht dazu beitragen, den eigenen Horizont zu erweitern.
Petrat schafft es, uns die bisweilen sehr komplexe Materie der Neurowissenschaften in sehr gut verständlicher Form darzulegen, ohne sie unnötig zu simplifizieren. Neurodidaktik versteht er aber nicht als ein Konzept zur Optimierung unseres Gehirns, sondern ganz im Gegenteil belebt er die biologischen Konzepte mit ganz praktischen pädagogischen Beispielen, die zu einem fürsorglichen Umgang mit unserem Selbst, der wichtigsten Ressource unseres Musikmachens, einladen.
Er integriert dabei Konzepte des Flows, der Entwicklungspsychologie, der Lerntheorie vor dem Hintergrund einer Grundhaltung, die auf eine Stärkung unseres Selbstwertes abzielt. Pädagogische Prozesse können so fundiert dialektisch vonstatten gehen im Sinne eines beidäugigen Sehens.
Im Musikunterricht bedeutet dies, nicht nur Fehler und Schwächen zu benennen und zu erkennen, sondern im gleichen Maße auch die vorhandenen Ressourcen positiv zu verstärken, sodass durch die Stärkung von Stärken Schwächen schwächer werden. Am Ende eines solchen Prozesses könnte dann eine Künstlerpersönlichkeit stehen, die durch die musikpädagogische Begleitung nicht nur am Instrument oder mit der Stimme gereift ist, sondern auch gesamtheitlich gestärkt, motiviert – vielleicht sogar glücklich? – ist.
Peer Abilgaard