Tripp, Hartmut

Gunst der Fuge

Drei Fugen über drei Volkslieder für Violine, Viola (Violine) und Violoncello, mit Playback-CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Eres Edition, Lilienthal/Bremen 2008
erschienen in: üben & musizieren 4/2009 , Seite 55

Wer wollte nicht schon einmal trotz fehlender musikalischer Mitstreiter im Ensemble musizieren? Mit Hartmut Tripps beiden Fugen-Bänden (“Gunst der Fuge”, “Fugenzauber”) – und insbesondere den beiligenden CDs – lässt sich dieser Wunsch erfüllen. Nicht simple Volksliedbearbeitungen wählt der Musiker, Autor und Komponist Hartmut Tripp für seine leicht auszuführenden Ensemblestücke. Er macht stattdessen drei Melodien bekannter Volkslieder zu Themen von zwei- und dreistimmigen Fugen für Streicher beziehungsweise Klarinetten. So erklingen “Nun will der Lenz uns grüßen”, “Sur le pont d’Avignon” und “Summ, summ, summ, Bienchen summ herum” in neuem, schickem Gewand und doch altvertraut. Ein schöner Nebeneffekt des Bekanntheitsgrades der Melodien ist natürlich die Tatsache, dass so die Struktur der Fugen mit Dux und Comes und Kontrapunkt absolut transparent wird.
Die Fugen sind einfach und übersichtlich gehalten, die technischen Anforderungen an die Ausführenden halten sich in solchen Grenzen, dass bereits nach ein, zwei Jahren Instrumentalunterricht ein Mitspielen problemlos möglich sein sollte. Und doch machen die Stücke von Hartmut Tripp etwas her und lassen sich mit etwas Spielwitz, Dynamik und rhythmischer Pointierung wirkungsvoll aufführen.
Wer es ausprobieren möchte und gerade keine zwei weiteren Streicher- oder Bläser-Kammermusikpartner zur Hand hat, der wird sich über die den Notenbänden mit Partitur und Stimmen beigelegten CDs freuen. Auf ihnen sind nicht nur komplette Aufnahmen der zwei- und dreistimmigen Fugen zu finden, sondern auch Tracks, auf denen jeweils eine Stimme fehlt. So kann man sich als Klarinettist gar durch alle drei Stimmen spielen und die jeweilige Fuge aus verschiedenen Blickwinkeln musizierend erleben.
Das dürfte dann das rhythmische und melodische Verständnis, um die es dem Komponisten hier geht, enorm befördern. Und gleichzeitig geben die von Hartmut Tripp selbst realisierten Einspielungen Denkanstöße zur klanglichen und agogischen Gestaltung. Ob Lenz, Avignon-Brücke oder Bienchen, ob zu dritt oder allein mit CD: Spaß und musikalische Ernsthaftigkeit gehen in allen drei Tripp-Fugen eine wirkungsvolle und für beide Seiten vorteilhafte Verbindung ein.
Daniel Knödler