Floros, Constantin

Gustav Mahler

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: C. H. Beck, München 2010
erschienen in: üben & musizieren 5/2010 , Seite 58

Die Mahler-Literatur hat in den vergangenen Jahrzehnten kaum überschaubare Ausmaße angenommen und die beiden Gedenkjahre 2010 und 2011 werden die Bibliografie zu Leben und Werk des Komponisten weiter vermehren. Zu den Neuerscheinungen gehört in der Reihe „Wissen“ des C. H. Beck-Verlags eine Mahler-Monografie von Constantin Floros. Der lange Zeit in der Mahler-Stadt Hamburg lehrende Musikwissenschaftler gehört zu den wichtigsten Mahler-Forschern der Gegenwart und hat schon zahlreiche grundlegende Werke über den Komponisten, seine Musik und seine geistige Welt verfasst.
Entsprechend kompetent ist auch dieser kurze Abriss zu Leben und Schaffen Mahlers. Er ist aber auch sehr verständlich geschrieben und sehr konsequent in der Erklärung komplexer musikalischer und geistesgeschichtlicher Sachverhalte. In diesem Sinn ist das Büchlein auch für Laien und Liebhaber ein optimaler Einstieg zur Beschäftigung mit Mahler. Für Mahler-Freunde und professionelle Musiker und Musikwissenschaftler ist der Text aber ebenfalls von Wert, weil er die wesentlichen Grundlinien von Leben und Werk klar und schlüssig zusammenfasst.
Natürlich tauchen dabei die Grundzüge der Mahler-Deutung von Floros, die aus seinen gewichtigen Mahler-Büchern bekannt sind, wieder auf. Vor allem die programmatische Deutung der Sinfonien, auch der mittleren und späten, sowie die Erläuterung und Wertschätzung der geistigen Welt Mahlers im Blick auf seine Musik zeichnen Floros’ Sicht auf Mahler auch hier aus. Doch der Autor vertritt seine Ansichten alles andere als einseitig und apodiktisch. Er zitiert immer wieder auch andere Mahler-Exegeten, darunter auch Adorno, der gewiss für eine andere Mahler-Sicht steht.
Nun sind die Thesen von Floros zu Mahler ja auch sehr stichhaltig und differenziert. Gerade der genaue Blick auf Mahlers geistige Welt, der in dem vorliegenden Buch ein eigenes, zentrales Kapitel gewidmet ist, sowie die Analyse seines Umgangs mit den literarischen Vorlagen für seine Werke sind wesentlich zum Verständnis seiner Musik und werden von Floros erhellend dargestellt.
Das Buch ist klar gegliedert. Es bringt zunächst einen kurzen biografischen Abriss, der trotz des begrenzten Umfangs wichtige Grundzüge von Mahlers Persönlichkeit anspricht. (Leider hat sich ausgerechnet beim Geburtstag auf Seite 7 ein Druckfehler eingeschlichen, wo vom 6. statt 7. Juli die Rede ist.) Es folgt das erwähnte Kapitel zu Mahlers geistiger Welt, ehe Floros auf das Liedschaffen und die Sinfonien eingeht. Selbst in kurzen Werkanalysen verweist er auf essenzielle Aspekte der Werke. Den Abschluss bildet ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte, die im Fall Mahler ja von besonderer Bedeutung ist.
Wie gesagt: Floros’ kleines Mahler-Buch erfüllt die Funktion einer Einführung ideal und ist für jeden an Mahler Interessierten mit großem Gewinn zu lesen.
Karl Georg Berg

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