Wanner, Claudia

Gute Musik mit prophylaktischer Wirkung

In Köln fand die Verleihung des VdM-Medienpreises LEOPOLD 2009/10 statt

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 5/2009 , Seite 42

„Ritter Rost! Ritter Rost!“, skandierten hunderte von GrundschülerInnen am 11. September 2009 im voll besetzten großen Sendesaal des WDR Funkhauses Köln, als im Saal die Lichter ausgingen und auf der Bühne die Zirkusmanege des Musicals Ritter Rost eröffnet wurde. Anlass dieser Aufführung war die diesjährige Verleihung des VdM-Medienpreises „LEOPOLD – Gute Musik für Kinder“. Für den Sonderpreis „Poldi“ der Kinderjury hatten sich die Organisatoren diesmal etwas Besonderes ausgedacht und seine Verleihung im Rahmen des Musicals Ritter Rost inszeniert, als musikalisch-theatralisch großartige Kinderveranstaltung.
Ritter Rost, bereits „Stammgast“ bei den LEOPOLD-Verleihungen, war diesmal zwar nicht selbst Preisträger, jedoch Anziehungspunkt für über 500 Kölner Grundschulkinder. Aufgeführt von Schülerinnen und Schülern der Rheinischen Musikschule Köln, den Knaben und Mädchen der Kölner Domsingschule, der Pop- und Musicalwerkstatt und „The Voice Factory“ präsentierten etwa 150 Sängerinnen und Sänger, TänzerInnen und MusikerInnen stimmgewaltig, tänzerisch-akrobatisch, farbenfroh und mit viel schauspielerischem und musikalischem Können die Geschichten des Blechritters mit dem Drachen Koks, Burgfräulein Bö, Hexe Verstexe, Vampir, Gespenst, König Bleifuß und Schwarzem Ritter als fulminantes Kindermusical.
Spannend wurde es insbesondere, als der Umschlag mit dem „Poldi“-Preisträger überbracht wurde und die Kinderjury, die Klasse 8em des Humboldt-Gymnasiums Köln, ihren Favoriten bekannt gab: die Kinderlieder-CD Luftmusik und Feuerfarbe, eine musikalische Reise zu den vier Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser (Ökotopia). Zusammen mit ihrer Lehrerin Andrea Tenhagen hatten die Kinder zum Ende des vergangenen Schuljahrs alle 19 Nominierungen für den Medienpreis LEOPOLD in Kleingruppen gehört, analysiert, untereinander vorgestellt und nach einem ausgeklügelten Punktesystem bewertet. Was ihnen am meisten Spaß gemacht habe, fragte Moderatorin Barbara Overbeck: „das Anhören und das Bewerten“, denn es sei doch etwas anderes, auch einmal selbst Jurymitglied zu sein, sagten Lea und Johanna. Auch sie hatten für den „Poldi“-Gewinner gestimmt: „Luftmusik gehörte zu den Besten – es war echt toll!“
Dass die Auswahl der Kinderjury – die sich selbst als Achtklässler lieber „Expertenjury“ nannte – durchaus nicht leicht fiel, konnten die Gäste der LEOPOLD-Preisverleihung im Kleinen Sendesaal des WDR-Funkhauses am Nachmittag anhand der Klang-Collage von WDR3-Redakteurin Ulrike Gruner und den Präsentationen der LEOPOLD-Gewinner durch den Jury-Vorsitzende Reinhart von Gutzeit selbst nachvollziehen. „Seit es den LEOPOLD gibt, haben wir eine zunehmende Qualität bei den Kindermusik-Produktionen feststellen können“, sagte von Gutzeit: „Beeindru­ckend beim diesjährigen Wettbewerb war auch die große Bandbreite mit Weltmusik, Jazz, Rock- und Popmusik bis hin zu sehr guten Klassik-CDs.“
Der LEOPOLD ging in diesem Jahr an die CD-Produktionen Arnold Schönberg: Die Prinzessin und Afrika (Cybele Records), Schmetterlingsküsschen (Edition SEE-IGEL), Wir Kinder vom Kleistpark machen Musik (Elena Marx & Jens Tröndle), Die verhexte Musik (New Classical Adventure), Inspektor Maus (Panama Records), Wer hat Angst vor Mister Werwolf? (Terzio) und Pelemele! Rockwürste (Tone De Cologne). Weitere zwölf aus über 160 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen erhielten das Prädikat „Empfohlen vom Verband deutscher Musikschulen“.
Seit 1997 vergibt der Verband deutscher Musikschulen in Zusammenarbeit mit dem Bundesjugendministerium alle zwei Jahre den begehrten Preis, der als wichtigste deutsche Auszeichnungen für Musiktonträger für Kinder gilt. Bewertet werden künstlerische und technische Qualität, Fantasie und Originalität. Bundesjugendministerin Ursula von der Leyen bestätigte dies: „Um einem Kind den Weg zur Musik zu öffnen, ist schon von früh an eine Schule des Hörens nötig. Der Medienpreis ,LEOPOLD – Gute Musik für Kinder‘ hat es sich zur Aufgabe gemacht, qualitätvolle, für unterschiedliche Altersstufen geeignete Hörmedien zu fördern und Eltern zu helfen, die richtigen CDs für ihre Kinder zu finden.“ Ministerialdirigent Johannes-Wilhelm Rörig hielt als Vertreter des Bundesjugendministeriums in seinem Grußwort fest: „Der LEOPOLD ist zu einer sinnvollen Einrichtung geworden und ein hoher Maßstab für Produzenten, die es sich nicht zu leicht machen wollen.“
Die festliche Verleihung der Preise im WDR Funkhaus ermöglichten als feste Partner des LEOPOLD wieder Kulturradio WDR3 und die Initiative Hören. „Kreativität, emotionale Intelligenz, geistige Vitalität und sinnliche Ausdruckskraft sind erwiesene Effekte des Umgangs mit guter Musik“, erläuterte Karl Karst, WDR3-Programmchef und Vorstand der Ini­tiative Hören: „Gute Musik hat somit prophylaktische Wirkung – für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft.“ Einen weiteren Effekt von großer Tragweite brachte der VdM-Vorsitzende Winfried Richter in seiner Begrüßung ins Spiel: „Der LEOPOLD fördert einen verantwortungsvollen Umgang mit geistigem Eigentum“, betonte Richter, denn Kinder, die eine solche CD geschenkt bekommen, „haben Musik, die sie persönlich besitzen; Musik, die Respekt verdient, weil sie liebenswert ist“. Produzenten von Musik sollten daher „schon aus eigenem Interesse den LEOPOLD als erzieherische Initiative unterstützen“.

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