Biermann, Franziska / Nils Kacirek / Susanne Koppe
Herzlichen Glückwunsch, kleines Huhn!
Die 24 schönsten Kinderlieder zum Anschauen, Hören und Mitzwitschern!, mit Noten und CD
Bücher mit Volks- und Kinderliedern gibt es in großer Zahl. Und die epochalen Veröffentlichungen des Kinderlieder-Projekts (Carus/ Reclam) haben in diesem Bereich die Latte sehr hoch gelegt. Musikalische Kindergeschichten mit eigenen Kompositionen sind spätestens seit Ritter Rost & Co. auch keine Seltenheit mehr und in hoher Qualität vorhanden. In diesem Umfeld hat es jede Neuveröffentlichung schwer, sich zu behaupten.
Die AutorInnen des neuen Kinderlieder-Bilderbuchs aus dem Bloomsbury-Verlag wählen einen dritten Weg: Sie erzählen unter Einbeziehung von 24 größtenteils bekannten Kinderliedern eine ganz neue Geschichte. Wir erleben einen Tag in der (klappernden) Mühle am rauschenden Bach von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Auf jeder Doppelseite sind links die Noten wiedergegeben, rechts ist immer die Mühle zu sehen, deren Bewohner allmählich erwachen, bevor die ersten Gäste eintreffen, die den Geburtstag des kleinen Huhns feiern möchten, das (zusammen mit einigen anderen Tieren) heute aus dem Ei schlüpfen wird. Wie in den Wimmelbüchern von Ali Mitgutsch oder Rotraut Susanne Berner bildet die Mühle den gleich bleibenden Hintergrund, der je nach Tageszeit unterschiedlich beleuchtet und von immer neuen Tieren bevölkert wird.
Die Verbindung von Volks- und Kinderlied-Standards wie Wenn ich ein Vöglein wär…, Backe, backe Kuchen, Grün, grün, grün oder auch Die Affen rasen durch den Wald zu einer durchgehenden Geschichte kann nur als genial bezeichnet werden. Auf der CD befindet sich eine „Radioreportage“ von Eddie Eichhorn, der „live“ aus seiner Baumhöhle von den Feierlichkeiten des Tages berichtet. Wir können mitverfolgen, wie die Mühle erwacht (Es klappert die Mühle am rauschenden Bach), wie sich die Gäste auf den Weg machen (Im Frühtau zu Berge), die Tiere des Mühlenhofs den Müller wecken (Meister Jakob), bis schließlich – nachdem einige dramatische Situationen gemeistert wurden – nach ausgiebigem Schwoof (Miau, miau) der Tag zu Ende geht (Die Blümelein, sie schlafen).
Die Zeichnungen von Franziska Biermann sind so übervoll von liebevollen Details, dass man auch nach mehrmaligem Betrachten noch immer Neues und Fantastisches entdeckt. Musikalisch ist jedem Tier und Mensch ein eigener Sänger bzw. eine eigene Sängerin zugeordnet. Bei jeder Notenseite hängen Bilderrahmen, die einem zeigen, welche Figur in diesem Lied singt.
Musikalisch wird so manches Lied gegen den Strich gebürstet und in fetzigem Arrangement ganz neu interpretiert. Das alles jedoch immer mit einer Stilsicherheit und Perfektion, die einen staunen macht. Die Liebe, die in diesem Buch steckt, ist auf jeder Seite sichtbar und in jedem Lied zu hören.
Rüdiger Behschnitt