Hört mal, was da klingt!

Hören und Zuhören lernen sind lebens- und lernwichtige Schlüsselkompetenzen, die es in unserer zunehmend akustisch reizüberfluteten Umwelt rechtzeitig auszubilden gilt. Der Hörsinn wird in einer stark visuell geprägten Wahrnehmungswelt zu wenig beachtet, gar unterschätzt und zu wenig gefördert, obwohl genaues Hören und Zuhören die Grundvoraussetzungen sind für das erfolgreiche Erlernen von Lautsprache, Schreiben und Lesen sowie für ein kommunikatives Miteinander in Gruppen, Klassen und im häuslichen Umfeld. Hördefizite haben somit massive Folgen.
Um dem entgegenzuwirken haben die beiden Autorinnen Conny Frühauf und Christine Werner mit ihrem Praxisbuch Hört mal, was da klingt! eine Vielzahl von Spielen, Experimenten und Aktionen entwickelt, die Kinder im Alter von vier bis acht Jahren – vielleicht auch Erwachsene – auf spannende Weise (wieder) an die Welt des (Zu-)Hörens heranführt: in Kindergarten, Grund- oder Musikschule, in Betreuungseinrichtungen oder in der Familie.
Pädagogische Fachkräfte sind seit Längerem für diese Themenstellung sensibilisiert, jedoch fehlt es oft an konkreten Anregungen für die Umsetzung im praktischen Erziehungsalltag. Das dürfte sich nun ändern. Die Autorinnen haben dem praktischen Teil (auf den man sich gerne „stürzt“) eine solide fachliche Fundierung vorangestellt. Hier werden u. a. die Entwicklung des Hörsinns, die anatomischen Gegebenheiten und Funktionen des Ohrs, Raumakustik in den Einrichtungen, aber auch der Bereich Hörschädigung und deren Früherkennung angesprochen. Die immer wiederkehrende Rubrik „Hört, hört“ weist zudem verständlich und informativ auf weitere Sachzusammenhänge hin (z. B. Resonanz und Schwingung, Lautieren, selektives Hören, Gebärdensprache…).
Bevor es in den fast 100-seitigen Übungsteil geht, gibt es einen kurzen Leitfaden, der wichtige Voraussetzungen beschreibt, Kinder zu bewusstem Hören und aktivem Zuhören anzuleiten. Die nachfolgenden Spiele sind nach Förderaspekten eingeteilt, die vor allem auditive Teilfertigkeiten trainieren, so z. B. Spiele mit Lärm und Stille, Geräusche unterscheiden, Richtungshören oder Stimmausdruck.
Die Anregungen sind sinnvoll aufeinander aufgebaut, in der Darstellung gut strukturiert und knüpfen an die Erlebniswelt der Kinder an. Leider sind die musikalischen Aufgabenstellungen etwas bescheiden ausgefallen. Jede Übung hat eine klare Alterszuordnung (ab vier, ab fünf…), verwendet ohne großen Aufwand zu besorgende Materialien und zeigt Variationsmöglichkeiten auf. Die teilweise in wörtlicher Rede gefassten Spielbeschreibungen sind gute Impulse. Die integrierten Kopiervorlagen – von Mile Penava illustriert – helfen, Höreindrücke sichtbar zu machen. Aber erst die CD im Buch mit 98 Tracks komplettiert die Übungen zum Horchen und Hören: vom einfachen Geräusche-Rätsel bis hin zur Hör-Geschichte. Wer „ganz Ohr ist“, wird „erstaunt und vielleicht auch fasziniert sein, was es dort akustisch zu entdecken gibt“.
Micaela Grüner