Eschen, Andreas

Ich komme voran

Langfristige Unterrichtsplanung: Probleme und Vorschläge

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2015 , Seite 22

Langfristige Unterrichtsplanung ist ein schwie­riges Thema. Wer ein starres Unter­richts­kon­zept verfolgt, der möchte schon Monate zuvor wissen, welche technischen Entwicklungen zu erarbeiten sein werden, an welcher Literatur das am besten geht und welche Übungen dazu vorbereitet werden müssen. Wer noch dazu in ein strenges System von Leistungs­prüfungen eingebunden ist, weiß womöglich sogar, in welcher Zeit die Entwicklungen absolviert werden müssen, damit ein Schüler den Unter­richt überhaupt fortsetzen darf.

Von solchen Unterrichtsformen hat sich der Instrumentalunterricht aus gutem Grund weit entfernt. Wer auf seine SchülerInnen individuell eingeht, weiß eben noch nicht, was den Schüler oder die Schülerin in einem halben Jahr, in einem Jahr beschäftigen wird. Vielleicht entwickelt eine Schülerin besondere Interessen, begeistert sich für Stücke, die neue Anforderungen mit sich bringen – und die dazu führen, dass die Lehrperson ihr Unterrichtskonzept umstellt.
Wie jemand lernt und wie schnell, das ist höchst unterschiedlich; man denke nur an den Unterricht mit Erwachsenen, die manches viel schneller aufnehmen als Kinder, für manche Bewegungsabläufe aber viel mehr Zeit brauchen. Zeitgemäßer Unterricht ist kein Unterricht „von der Stange“, er wird individuell auf die Schülerpersönlichkeit, ihre Interessen und Fähigkeiten zugeschnitten. Viele Lehrkräfte stützen ihren Unterricht nicht auf Instrumentalschulen, sondern suchen sich die jeweils passenden Stücke aus. Der Unterricht ist für jeden einzelnen Schüler ein bisschen anders. Diese begrüßenswerte Flexibilität macht den Unterricht lebendig, bewahrt vor erstarrter Routine, und ein Lehrer, der immer wieder selbst Neuland betritt, kann sich wohl auch leichter eine ansteckende Neugier und Begeisterung bewahren.
Die Flexibilität bringt jedoch leicht einen Kompetenz­verlust mit sich. Die Lehrperson, die im Unterricht mit jedem Schüler den gleichen Weg ging, kannte ihn sehr gut, wusste, wo er beschwerlich wird und welche Hürden zu nehmen sind, damit ein bestimmtes Ziel erreicht wird. Die Lehrkraft, die mit einem Schüler neue Wege beschreitet, kann mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen einschätzen, worauf sie sich gerade einlassen. Wie aber die Entwicklung längerfristig weitergehen kann, das verliert sich im Blick auf die Fülle möglicher Varianten.
Hier gilt es gegenzusteuern. Der Unterricht ist auf mehrere Jahre angelegt, da sollte man auch die Entwicklungen über längere Zeiträume im Blick haben. Aber woran kann man sich orientieren, wenn man die Flexibilität und die Offenheit für die unterschiedlichen Entwicklungs­verläufe nicht aufgeben möchte? Ich nenne im Folgenden vier Orientierungsmöglichkeiten.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2015.