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Haack, Barbara

„Ich rap mir die Welt“

Gute Songs für Kinder im Rahmen des Medienpreises LEOPOLD

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 2/2018 , Seite 24

Das Angebot an Songs für Kinder ist unüberschaubar – auch an guten Songs herrscht kein Mangel. Die große Zahl an Produktionen macht deutlich: Der Bedarf ist da und die Vielseitigkeit von der Zielgruppe offenbar erwünscht. Barbara Haack, Mitglied der Jury des Medienpreises LEOPOLD, stellt eine Auswahl vor.

Seit über 20 Jahren zeichnet der LEOPOLD „gute Musik für Kinder“ aus. Alle zwei Jahre vergibt eine aus un­terschiedlichen Bereichen zusammengesetzte Jury unter dem Dach des Verbands deutscher Musik­schulen Preise und Empfehlungen, um im unübersichtlichen Markt der Tonträger eine Orientierungshilfe zu schaffen: Was lohnt es sich zu kaufen und an die junge Generation weiterzugeben? Welche Produktionen sind gut und tragen dazu bei, Kinder und auch Jugendliche mit qualitätvoller Musik der verschiedensten Stile und Kategorien bekannt zu machen?
Mit jeder Ausschreibung sendet eine Vielzahl von KünstlerInnen, InterpretInnen, Labels oder Verlagen Produktionen ein, um sie dem kritischen Blick der Jury auszusetzen. Darunter sind Kinder-Musicals, Musik-Geschichten oder auch Lieder für Kinder und Jugendliche. In letzterer Kategorie finden sich die meisten Einsendungen: Zeichen dafür, dass es dafür einen großen Markt gibt. Im Lauf der Jahre sind dadurch zahlreiche Titel durch die Jury geprüft, aussortiert oder prämiert worden: Grund genug, um die LEOPOLD-Erfahrungen als Basis für einen Artikel über Songs für Kinder zu nutzen. Dass einige – durchaus bekannte – InterpretInnen und Produktionen hier nicht erwähnt werden, ist nicht unbedingt mangelnder Wertschätzung zuzuschreiben, sondern kann damit zu tun haben, dass deren Tonträger im Zusammenhang mit dem Preis (noch) nicht in Erscheinung getreten sind. Dennoch ist das Spekt­rum des LEOPOLD so breit, dass es sich für einen Überblick anbietet.

„Wir schalten den Player nicht aus, wenn die Kinder im Auto schon eingeschlafen sind“: Dieser Ausspruch von Müttern oder Vätern darf als Gütesiegel für jede Song-Produktion gelten.

Dabei gibt es durchaus Schwierigkeiten in der Spartenzuordnung: Viele MusikerInnen und TextdichterInnen lassen sich nicht auf ­eine Kategorie festlegen, sondern mischen fröhlich die Stile, singen Kinderlied und Rap, Popsong oder Ballade, häufig auf einem Tonträger vereint. Die Kinder stört es nicht.
Was ist nun eigentlich „gute Musik“, was ein „guter Song“ für Kinder? Welche Kriterien gelten für die Auswahl der Juroren? In erster Linie natürlich – so banal es klingt – eine gute musikalische Qualität. Wer singt, sollte Profi sein; wenn Kinder singen, sollten sie stimmbildnerisch und musikalisch gut präpariert sein. Lieder und Songs zum Nachsingen sollten sich in der Kinderstimmlage befinden und nicht zu tief sein. Über monotone Vierer-Beats hinaus muss ein guter Song musikalisch variieren, soll in der Instrumentalbegleitung pfiffig arrangiert sein; Begleitmusik „vom Rechner“ ist immer weniger spannend als echte Instrumente. Auch die Qualität der Aufnahmetechnik spielt eine Rolle: Es soll niemand denken, dass für Kinder auch die „billige“ Variante gut genug sei.
Natürlich spielen auch Themen und Texte eine wichtige Rolle: Sind sie zielgruppen-adäquat? Dabei gibt es eine reichhaltige Palette der Möglichkeiten. Es können lustige Inhalte sein oder solche, mit denen sich Kinder immer wieder beschäftigen – wie der Jahreskreislauf oder die wiederkehrenden Festtage. Es dürfen aber auch – und das ist nicht selten der Fall – anspruchsvolle Texte sein, die Kinder oder Jugendliche zum Nachdenken anregen, vielleicht auch schwierige Themen ansprechen. Sprachliche Qualität ist ebenso ein ­Kriterium wie Sprachverständlichkeit und sprach­licher Einfallsreichtum. Im Gegenteil zum „Song“ im allgemeinen Verständnis werden Songs für Kinder fast immer auf Deutsch gesungen. Ausnahme sind hier allenfalls „Sprachlern-Musiken“ oder die Auswahl von Liedern aus aller Welt, die dann oft in der Originalsprache (meist mit deutscher Übersetzung im Booklet) gesungen werden.
Nicht ganz unwichtig ist die Frage, ob die CDs, die Kinder gerne hören, auch den Eltern gefallen. „Wir schalten den Player nicht aus, wenn die Kinder im Auto schon eingeschlafen sind“: Dieser Ausspruch von Müttern oder Vätern darf als Gütesiegel für jede Song-Produktion gelten.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2018.