Sommer, Lukás

Ich will Gitarrist werden

Leichte Stücke für Gitarre

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Praha 2019
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 64

Der Markt an Unterrichtsmaterialien für den Gitarrenunterricht der Unterstufe ist überschwemmt mit Heften, in denen die gleichen Idiome aus der Popmusik in Melodiebildung, Harmonie und Rhythmik ständig leicht ­variiert wiederholt werden.
Hier bietet Luká˘s Sommers Ich will Gitarrist werden eine willkommene Abwechslung. Jedes der 34 Solostücke, deren Länge zwischen zwei Zeilen und maximal einer Seite schwankt, ist ­ohne Vorzeichen notiert, weist aber in fast jedem Takt eine Kreuz- oder B-Alteration sowie häufige Taktwechsel auf. Eingängig sind die Stücke so natürlich nicht. Etwas problematisch ist, dass der Schüler gerade in der Anfangsphase des Unterrichts dadurch nur schwer selbst hörend kontrollieren kann, ob ein Ton stimmt oder nicht.
Ebenfalls ­problematisch ist, dass die meisten Stücke kompositorisch eher schwach und ziellos wirken. Im Vorwort schreibt Sommer: „Ich dachte, wie toll es wäre, ein Lehrbuch zu haben, in dem man kleine Kompositionen selbst vervollständigen könnte.“ Leider hat er diese gute Idee nur bei wenigen Stücken realisiert. Gut gelöst sind jedoch die technischen Anforderungen an die jungen GitarristInnen: viele leere Saiten, auch beim mehrstimmigen Spiel, selten geht es über den fünften Bund hinaus. Wind im Haar wird fast nur mit dem Zeigefinger der rechten Hand ­gespielt, der im Glissando ständig über vier Saiten streicht, wobei nur der Melodieton gegriffen wird. Mit dem Kaugummi im Mund besteht ausschließlich aus kleinen Glissandi in der ­linken Hand. Karamell bietet ­eine Abfolge von vierstimmigen Akkorden, bei denen immer nur ein Ton gegriffen werden muss. Ähnlich ist es bei Sonntagslied über Flugzeuge: Auch hier ist in Dreiklangsbrechungen immer nur ein Ton pro Akkord zu greifen.
Kreative musikalische Ideen finden sich z. B. in Auf den Spuren des Pharao. Hier bestimmt der Weg, den man durch ein Labyrinth geht, die Abfolge der kurzen Patterns, die man spielt. In Gruß an die Sonne kann der Spieler völlig frei die Abfolge der vorgegebenen Klänge wählen, muss nur immer abwechselnd den notierten Klang im Zentrum einer aufgemalten Sonne und dann einen am Ende der fünf Sonnenstrahlen spielen. In Ich bin ein Komponist müssen Basstöne ergänzt werden, in Ein Lied für Mama ein Rhythmus. In all diesen Beispielen zeigt sich Sommer als erfahrener Gitarrenlehrer für die Unterstufe.
Der große Notendruck, bunte Bilder, ab und an Tipps wie „Übe zuerst auf leeren Saiten“ und ­eine allmähliche Progression im Schwierigkeitsgrad hinterlassen ebenfalls einen positiven Eindruck. Im Impressum ist ein Link angegeben, um sich die Stücke online anzuhören.
Jörg Jewanski