Steinkogler, Siegfried

Igel Gigels ­Gitarrenabenteuer

Spielstücke ab der frühen Begegnung mit der Gitarre

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2012
erschienen in: üben & musizieren 6/2012 , Seite 62

Warum die kleine Julie statt Gitarre doch lieber Alphorn, dann Maultrommel lernen will, auf welche Art Lilliputs Blasmusikkapelle den Neuankömmling Gulliver empfängt oder warum Tango dem kleinen Igel Gigel viel lieber ist als Mango – darüber gibt das schöne Heft Igel Gigels Gitarrenabenteuer von Siegfried Steinkogler Auskunft.
Der Salzburger Gitarrist und Komponist ist bereits mit seinen 24 Wettbewerbsstücken für Gitarre sowie einem Lehrwerk für Mundharmonika an die Öffentlichkeit getreten. Mit den rund 25 kurzen Kompositionen wendet Steinkogler sich nun an GitarrenanfängerInnen im Grundschul­alter und bietet ihnen ansprechende, fantasievolle und sehr abwechslungsreiche Originalliteratur für ihr Instrument.
Die Stücke sind progressiv angeordnet, im Schwierigkeitsgrad schreiten sie auffallend flott voran. Schnell treten die Werke aus dem Fünftonraum heraus, auch kleinere Lagenwechsel sowie erste Akkorde haben die Nachwuchsgitarristen frühzeitig zu bewältigen. Steinkoglers Tonsprache ist eher tonal gehalten, alterierende Töne verleihen den Stücken die nötige Würze. Ausgiebig und von Anfang an bezieht Steinkogler unterschied­liche musikalische Parameter ein. Bereits beim ersten Titel „Das Schlagzeug“ sind Achtelnoten und -pausen, dynamische Unterschiede (f und ff), Akzente sowie Wechselschlag und Daumenanschlag zu meistern. Und im dritten Lied „A Gag!“ findet man Pianissimo, lange Pausen und ein decrescendo poco a ­poco.
Der Tonraum wird schnell in die Bassregion der Gitarre hinein erweitert. Hilfreich sind auch hier die Fingersätze für beide Hände. Schön ist die Idee, einem Stück wie „Lied der fleißigen Heinzelmännchen“, das der Nachwuchs­gitarrist eben noch als Solo gespielt hat, gleich im Anschluss eine Duo-Version gegenüberzustellen.
Steinkogler ist anspruchsvoll, er mutet dem Gitarrennachwuchs allerhand zu. Auch in der musikalischen Terminologie ist er nicht unbedingt „kindgemäß“: Lieber schreibt er „simile semp­re“ statt „immer gleich“, fordert auch „calmo molto (lento poco)“ oder „comodo“ (da muss vielleicht manch Erwachsener nachschlagen) – aber er überfordert dennoch die Schülerinnen und Schüler nicht, er nimmt sie ernst und gleichzeitig an die Hand.
Stilistisch lässt sich Steinkogler nicht festlegen. Er komponiert mal im Tango-Stil, mal im Stil klassischer Präludien, mal rockig.  Langeweile kommt nie auf, alles bleibt spritzig und fantasieanregend. Für Abwechslung sorgen die netten und kurzen Texte mit dem Igel Gigel, die in die Musikstücke einführen. Er dient als Identifikationsfigur, ist fantasievoll, erfinderisch und wirklich musikbegeistert.
Schöne Kompositionen hat Stein­kogler versammelt. Man mag gar nicht entscheiden müssen, welche Stücke am besten, schönsten oder wirkungsvollsten sind. Für den klassischen Gitarren­unterricht jedenfalls sind sie eine wirkliche Bereicherung.
Uwe Sandvoß