Hazod, Michael

Im Tierpark

für fünf bis beliebig viele Gitarren

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Joachim-Trekel-Musikverlag, Hamburg 2014
erschienen in: üben & musizieren 2/2015 , Seite 57

Diese Partitur stellt einen Ensembleleiter vor eine besondere Aufgabe: Die SpielerInnen sind nicht wie in den meisten Fällen vis-a-vis platziert, sondern sie verteilen sich im Raum, wobei auch die Vorgabe (je mehr, desto besser, es müssen aber mindestens fünf sein) deutlich von der Norm abweicht. Ebenso unüblich ist es, dass die SpielerInnen „selbstverantwortlich ihre Einsätze, ihre Tempi“ bestimmen. Und was soll das Ganze zusammenhalten, welcher rote Faden führt durch das Stück?
„Die Ensembleleiterin bestimmt mit Blick auf die Uhr, wann jeweils ein nächster Abschnitt beginnt, und signalisiert dies den Spielern mittels Handzeichen“, schreibt Michael Hazod in seinen Aufführungshinweisen. Die Komposition läuft also in klanglichen Parzellen, deren Dauer zeitlich festgelegt ist, entlang einer Zeitachse. Das Binnenleben der einzelnen Teile wird dabei weitestgehend den Ausführenden in die Hand gelegt.
Ein Stimmungsbild, das in die Klangwelt einführt, ist dem Werk vorangestellt. Die Landschaft des Welser Tierparks stellt sich mit dem Verlauf des Mühlbachs vor, der zu Beginn musikalisch skizziert wird und nach der Begegnung mit den tierischen Hauptdarstellern Storch, Affe, Papagei, Pfau, Ziege, Hahn, Esel, Ente und Buchfink das Stück auch zum Ausklang bringt.
Jedem Bewohner des Tierparks ist ein kurzes musikalisches Porträt gewidmet, die Präsentation der Tiere soll eine Gesamtdauer von 2:30 umfassen, bevor  wieder der Mühlbach das musikalische Geschehen übernimmt. Doch in die letzten Klänge hinein lassen sich noch einmal ein Vogel und eine Ente als Solisten vernehmen. Das ganze Werk dauert 9:30.
Die einzelnen Abschnitte sind teilweise mit diversen Hilfsmitteln zu realisieren. Beim Mühlbach wird beispielsweise mittels eines harten Kartons über die Basssaiten gerieben, was  Schab- und Kratzgeräusche produziert. Der Storch wird durch Klopfgeräusche eines Bleistifts (stumpfe Seite!) auf dem Instrument charakterisiert. Auch ein Plektrum findet an verschiedenen Stellen seine Anwendung. Benötigt wird auch ein ca. 30 Zentimeter langer Holzstab zur Klangerzeugung bei Akkorden.
Insgesamt erhält man den Eindruck einer lebendigen Komposition, die in jedem Konzert eines Gitarrenensembles einen originellen Programmpunkt darstellen kann. Das fand wohl auch die Fachjury, die unter besonderer Berücksichtigung von Kreativität und Spielbarkeit sowie künstlerischer und pädagogischer Qualität das Werk prämierte. Möglicherweise wartet es noch auf eine Erstaufführung, versuchen Sie es doch einmal!
Andreas Stevens-Geenen