Leeb, Eva-Maria

JugendChorLeitung

Impulse für eine ansprechende und erfolgreiche Jugendchor­arbeit

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: ConBrio, Regensburg 2021
erschienen in: üben & musizieren 4/2022 , Seite 58

In der Tat ist diese Veröffentlichung ein echter „Impulsgeber“, kein Handbuch oder gar eine chordidaktische Konzeption; und genau dies macht den schmalen DIN-A4-Band zu einer gelungenen praktischen Motivationsschrift. Die Diversität der angesprochenen Altersgruppe (14 bis 18 Jahre) ist eine stetige Herausforderung in unserer sich rasant verändernden gesellschaftlichen Konstellation, in den pädagogischen Institutionen und angesichts der medialen Überflutung, die gerade einer aufbauenden nachhaltigen Chorarbeit kontrapunktisch entgegensteht.
Aus diesem Wissen heraus widmet sich die Verfasserin in überzeugender Strukturierung den vielfältigen Aspekten und Rahmenbedingungen, ohne deren Berücksichtigung eine verantwortungsvolle musikalische Arbeit in diesem Bereich nicht gelingen kann. Das Problem der Altersstruktur wird gleich zu Beginn in drei Modellen dargestellt, die die unterschiedlichen Möglichkeiten vor Ort berücksichtigen: begrenzte finanzielle Ausstattung, eine institutionelle stufenweise gegliederte Ausbildungssituation oder z. B. auch die durch zahlreiche außermusikalische Zielsetzungen geprägte Form eines Mehrgenerationenchors.
Die Persönlichkeit der oder des Leitenden wird beleuchtet, ebenso Marketingstrategien und Vernetzungen innerhalb der Chormitglieder sowie mit Eltern, Schulen, Vereinen u. a. Auch die Hilfestellung, die in der Digita­lisierung liegt (besonders während der erzwungenen „Stimmlosigkeit“ in der Corona-Pandemie), wird angesprochen.
Im musikbezogenen Teil wird einfühlsam die Aufbereitung von Stimmbildungsarbeit und von ansprechenden Einsing-Sequenzen innerhalb der Chorprobe thematisiert und in Notenbeispielen zum direkten Umsetzen dokumentiert. Eine Besonderheit stellt darüber hinaus das Eingehen auf Methoden der Gehörbildung und Entwicklung der musikalischen Kompetenzen der ChorsängerInnen dar. Hier plädiert die Autorin sehr engagiert für den Einsatz von Solmisation (etwa der Kodály-Methode, aber auch in einer guten Kurzfassung der Music Learning Theory von Edwin Gordon). Das Bewusstsein für die Wirksamkeit dieser didaktischen Konzeptionen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und die Überzeugung, dass diese Ansätze nicht nur für den frühkindlichen Bereich nutzbringend sind, hat sich inzwischen durchgesetzt.
Einzelheiten stimmbildnerischer und stimmphysiologischer Aspekte nehmen ebenfalls den gebührenden Raum ein, sind aber immer an die speziellen Anforderungen eines Jugendchors rückgekoppelt und legen den Fokus auf Motivation und Vielseitigkeit. Auch die Literaturliste ist hilfreich. Nach eingehender Lektüre des Buchs und mit eigener Begeisterung für die Sache – ohne sich in falsch verstandener „Jugendlichkeit“ anzubiedern – wird man einer erfolgreichen Jugendchorarbeit ein gutes Stück näher kommen.
Thomas Holland-Moritz