Kaputt & Co.

Katharsis: Frustbewältigung qua Klavierspiel – Volker Bendig macht’s möglich. In diesem Band sind ein zweihändiges und elf vierhändige Klavierstücke und -lieder aus seiner Feder zu finden. Aber nicht etwa nur in Form von schlichten Noten, sondern verdeutlicht durch Fotos und Texte, zusätzlich aufgepeppt durch eine kombinierte Audio- und Computer-CD mit diversen Extras.
So findet sich zu jedem Stück ein Foto, auf dem eine Schülerin des Autors die jeweils im Titel angesprochene Stimmung gestisch-pantomimisch darstellt. Kaputtmachlied, Zicke Zacke, Hühnerkacke, Angst, Trauerkloß, Neuer Mut oder Gute Laune sind die Stücke überschrieben; kleine Texte erläutern die angeführten Gemütszustände noch näher. Die Texte der Lieder sind schlicht und kindlich gehalten, wie sich der ganze Band am ehesten für jüngere Kinder eignet – ab Eintritt in die Pubertät kommt der hier vertretene Humor nicht mehr so gut an, wird zunehmend als albern empfunden.
Doch das verträgt sich gut mit dem technischen Anspruch der Stücke. Viele davon sehen für einen Spieler nur Unisono-Melodien im beidhändigen Violinschlüssel vor (wenn auch mit gelegentlichen Lagenwechseln), sodass auch AnfängerInnen nicht überfordert werden. Für etwas fortgeschrittenere SchülerInnen bieten sich die Stücke mit gemischter Schlüsselung und unterschiedlichen Stimmen in den beiden Händen an, aber auch der jeweils anspruchsvollere Spielerpart. Auch die einzige zweihändige Nummer des Bandes verlangt schon zweistimmiges Spiel in jeder Hand. Und dann kann/soll ja bei den meisten Stücken gleichzeitig auch noch gesungen werden! Verteilt man diese Aufgaben jedoch, lassen sich hier gleichzeitig bis zu vier SchülerInnen unterschiedlichen Niveaus integrieren.
Erfreulicherweise kann man auf der beiliegenden CD nicht nur die Vollversionen der einzelnen Lieder anhören, es existieren jeweils auch noch Fassungen, bei denen nur die Klavierstimme(n) beziehungsweise der schwierigere Part eingespielt ist. So wird auch ein einzelner (Anfänger-)Schüler enorme Erfolgserlebnisse verzeichnen, da ein schwungvolles, vierhändiges Stück mit Gesang klanglich doch recht eindrucksvoll wirkt.
Stilistisch bewegen sich die Stücke durchgängig im dur-moll-tonalen Bereich, mit gelegentlich leicht jazzigen Anklängen, wobei die im jeweiligen Titel angekündigten Stimmungen tatsächlich treffend und einleuchtend beschrieben werden. Die Melodien sind eingängig gehalten, sodass ihrer auch ungeübte Sänger Herr werden dürften. Manchmal ist das Tempo jedoch echt rasch.
Ein nettes Büchlein, das aufgrund seiner unterschiedlich anspruchsvollen Nummern kaum am Stück durchgearbeitet werden möchte, aus dem sich aber gerade jüngere SchülerInnen über längere Zeit hinweg immer wieder mal das eine oder andere Stück aussuchen werden.
Andrea Braun