Korn, Uwe

Klassik meets Jazz

10 Jazz-Fantasien über klassische Themen für Flöte und Klavier, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 5/2015 , Seite 59

Welche Flötistin hat nicht schon davon geträumt, den bombastischen Anfang von Bachs großer d-Moll-Toccata zu spielen, gar zu verjazzen? Uwe Korn hat es einfach getan. Dass Bach (u. a. durch seine schwingenden Pulsationsebenen) Soul- und Bebop-, Salsa- und Swingfreunde zur Imitation und Improvisation anregt, ist nicht neu. So sind auch in dieser Ausgabe drei der zehn Originalgrundlagen von Bach: die genannte Toccata, die Badinerie aus der h-Moll-Suite und die vielgeliebte Lautenbourrée in e-Moll aus BWV 996. Letztere ist in der Version des Rock-Flötisten Ian Anderson bekannt. Korn entscheidet sich für eine ruhigere Version des ursprünglich raschen Tanzes: Blue Bourrée. Wie bei Anderson üblich darf auch hier die Technik, gleichzeitig in die Flöte zu singen und zu spielen, nicht fehlen.
Reichen aber nur wenige Handgriffe aus, um z. B. aus einem Valse von Chopin einen Salsa zu kreieren? Auf der Website des Autors kann man drei Stücke anhören und sich diese Frage beantworten: Mit Humor und Fantasie gewinnt Uwe Korn mittels handwerklich geschickter Umdeutung harmonischer Verläufe, rhythmischer Verlagerungen und frecher Akzentverschiebungen neue echte Jazz-Stücke.
Außer der berühmten Bach-Badinerie sind die Werke im Original nicht für Flöte geschrieben, vielen FlötistInnen jedoch durch Arrangements schon altbekannt (Czardas von Monti, Paganinis Caprice Nr. 24, Habanera aus Carmen etc.). So funktioniert das ja auch bei den Jazzern: Man improvisiert über einen allen gut bekannten Standard, weil durch die Erwartung die Abwandlungen erst spannend werden.
Fast alle Stücke wurden bereits in den Klavierausgaben der Reihe „Klassik meets Jazz“ veröffentlicht. Im vorliegenden Band spielt die Flöte meist die rechte Hand dessen, was der Pianist in den Klavierheften vorliegen hat, sodass das, was übrig bleibt, leichter zu spielen ist. Dennoch übersteigt der Klavierpart leicht die pianistischen Durchschnittsfähigkeiten einer Flötenlehrkraft im Vom-Blatt-Spiel. Die kurzen, zwei- bis vierminütigen Stücke sind nicht zu virtuos, dennoch anspruchsvoll. Auf einer Schwierigkeitsskala von 1 bis 6 liegen die Stücke für die Flöte etwa bei 4 (obere Mittelstufe). Die Klavierstimme ist mit Fingersätzen versehen. Außer dem erwähnten „Singen und Spielen“, Flatterzunge und Glissando kommen in der Flötenstimme keine ungewöhnlichen Techniken vor.
Auf der CD finden sich mit klassisch schönem Ton sowohl von Flöte als auch Piano technisch und musikalisch sehr gute Interpretationen. Diese reduzierte Besetzung kann daheim gut realisiert werden Die Stücke sind gelungen und das Spielen macht einen Heidenspaß.
Barbara Rosnitschek