Trüün, Friedhilde

Komm, sing mit mir

Denn jedes Kind kann singen lernen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Carus/Reclam, Stuttgart 2012
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 52

Fernsehshows erreichen schwindelerregend hohe Einschaltquoten, sobald sich jemand im Rahmen eines Wettbewerbs in singender oder gesangsähnlicher Weise auf einer glitzernden Bühne präsentiert. Fühlt man hin­gegen in allgemein bildenden Schulen vorsichtig im Hinblick auf eine Gesangssozialisation vor, stellt man immer wieder fest, dass in den Familien offenbar kaum noch gemeinsam musiziert, geschweige denn gesungen wird. Gewiss, die „alte“ Hausmusiktradition und ihre Entwicklung in unserer Zeit zu durchleuchten wäre ein eigenes musiksoziologisches Thema. Unbestritten und fern jeder Moden und Entwicklungen bleibt jedoch die Wichtigkeit gerade des Singens in Bezug auf die Entwicklung des Sprechens von Kindern, das Singen als Bindungsfaktor innerhalb einer Familie.
Hier setzt Friedhilde Trüün mit ihrem praxisorientierten Buch Komm, sing mit mir an: Die versierte Kinderchorpädagogin und Stimmbildnerin führt trotz der Kürze des theoretischen Teils fundiert in die Materie ein, weckt die Lust am Singen und macht auch dem musikalischen Laien Mut, alle Gesangshemmungen abzulegen und „einfach“ zu singen.
Zunächst führt Trüün den Leser oder die Leserin in komprimierter Form an den Grundlagen der Stimm- und Sprachentwicklung entlang, die argumentativ gestützt in ein Plädoyer zum Singen als Hilfe zum Spracherwerb bzw. als Unterstützung zum Erlernen eines Inst­ruments münden.
Im folgenden eher praxisorientierten Teil hat die Autorin an­schau­liche Beispiele, Tipps und Notenmaterial für das Atmen, Bewegen und Singen mit Kindern parat. Sie gestaltet die Beispiele alters­prog­ressiv und geht auf die entsprechenden entwicklungspsychologischen Besonderheiten des Kindes ein. Ihre Beispiele sind anregend, geben interessante Impulse für den Umgang mit den eigenen Kindern sowie natürlich auch für Gruppen. Allerdings liegt der Schwerpunkt explizit beim „Singen in der Familie“.
Trüün verwendet das traditionelle Liedgut, auch um gerade hierfür eine Lanze zu brechen: Viele Kinder kennen die aus unserem kulturellen Kontext stammenden Lieder gar nicht mehr. Dies sollte sich nach der anregenden Lektüre des Buchs wohl ändern; schön wäre es, Eltern auf dem im Buch vorgeschlagenen Weg für das Singen begeistern zu können. So klein es ist, bietet Komm, sing mit mir doch eine Fülle an Wissen, Materialien und Anregungen. Werdende Mütter bekommen immer eine Menge an Tipps und Ratschlägen – wie wäre es, ihnen mit diesem Buch einen kleinen Schlüssel zu einer wunderbaren Saite der Kinderseele zu schenken?!
Christina Humenberger