Müller, Silvia
Kompetenzen von Lehrenden im Studienfach Elementare Musikpädagogik
Ausgangspunkt der vorliegenden Studie ist die Beobachtung der Autorin, dass das Fach EMP und die Ausbildung in diesem vor allem auf Praxiserfahrungen aufbaut und entsprechende Empfehlungen weitergibt. Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit fachspezifischen Fragestellungen sei hingegen noch immer selten zu finden – und dabei dringend notwendig zur Bewertung und zur Absicherung eines angemessenen Ausbildungswesens.
Konkret soll in der Studie herausgefunden werden, „über welche Kompetenzen Lehrende im Studienfach Elementare Musikpädagogik (EMP) idealerweise verfügen sollten“. Ziel ist die Formulierung eines „fachspezifischen Kompetenzprofils“ von Lehrenden der EMP im tertiären Bildungsbereich. Ein solches Kompetenzprofil soll „Anregungen für eine Weiterentwicklung der EMP als Fachdisziplin“ geben, kann als Mittel zur Selbstreflexion von Lehrenden genutzt werden oder „Argumentationshilfe“ sein, um die Notwendigkeit einer fach-, das heißt EMP-spezifischen Ausbildung zu untermauern.
Zur Beantwortung der Frage wurde ein zweistufiges Verfahren angewendet. In einer ersten Fragerunde wurden acht Interviews mit Lehrenden in EMP-Ausbildungsgängen mit mindestens fünfjähriger Berufserfahrung geführt. Die Auswertung mündet in eine Sammlung verschiedener Kompetenzen, die für EMP-Lehrende notwendig seien. Die zweite Fragerunde diente zur Gewichtung der gefundenen Kompetenzen. Hierzu wurde ein Fragebogen, aufbauend auf den Ergebnissen der Experteninterviews, formuliert und an einen größeren Personenkreis verschickt. Ausgewertet wurden letztlich 21 Fragebögen.
Als Ergebnis der Studie werden sechs Kompetenzbereiche aufgelistet: 1. Fachliches Wissen und Können, 2. Hochschuldidaktische Grundlagen der Lehre, 3. Fachspezifische Lehre, 4. Umgang mit Studierenden, 5. Wissenschaftlicher Bereich, 6. Persönliche Weiterentwicklung. Alle Kompetenzbereiche sind nochmals in eine Vielzahl von Unterkategorien (insgesamt 91 Items) aufgeteilt. Aufgeführt sind dabei ganz verschiedene Aspekte, etwa „Künstlerische Kreativität“ und „Vorbildfunktion als Künstler“, „Empathie“ und „Geduld“, „Kritikfähigkeit“ und „Teamfähigkeit“, „Repertoirekenntnisse für Elementares Musizieren“ etc.
Die Aufzählung all dieser Aspekte wirkt zunächst überraschend, da durch die große Breite der aufgeführten Punkte Antworten auf die eingangs gestellte Frage nach wirklich fachspezifischen Kompetenzen von EMP-Lehrenden kaum möglich scheinen. Allerdings liegt genau hier die große Stärke der Studie. Denn sie gibt einen fundierten Einblick in das Denken der Expertinnen und Experten vor Ort. Dabei wird offenbar, dass sich unter einer Praxis mit dem Titel „EMP“ eine Fülle ganz verschiedener Begriffsverständnisse verbirgt. Diese Erkenntnis kann und sollte Anlass zu weiterer Forschung sein. Dass die Studie hierauf hinweist, ist ein großes Verdienst.
Matthias Goebel