Hirche, Andreas

Kreativ an den Tasten

Mit einem Wettbewerb soll die Improvisation im Klavierunterricht gefördert werden

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 2/2015 , Seite 32

Marie sitzt am Sonntagmorgen an ihrem Klavier und spielt, was ihr gerade durch den Kopf geht. Sie hat die Nacht schlecht geträumt. Ihre Finger greifen ins untere Register und lassen dunkle, schwere Bässe grummeln. Die andere Hand spielt ein pochendes Motiv. Ja, das klingt so, wie sie sich gefühlt hat, als sie in der Nacht mit Schweiß auf der Stirn aufgewacht ist! Dann probiert sie einen Lauf… Nein, das passt nicht, findet sie, besser ein paar stechende Akkorde. Vielleicht Cluster? Sie greift beherzt in die Tasten. Nach einer Weile beruhigen sich ihre schrillen Akkorde, werden langsamer und harmonischer und lösen sich auf zu einzelnen getupften Tönen. Entspannter lehnt sie sich zurück, die Aufregung der Nacht ist vergessen. Als ihr Vater sie zum Frühstück ruft und sie auf die Uhr schaut, wundert sie sich: Was, schon so spät?
Max kommt am Nachmittag nach Hause, wirft seine Tasche in die Ecke und läuft sofort zum Klavier. Sein Klavierlehrer hat ihm Tipps gegeben, wie seine neue Akkordfolge für die linke Hand, die er sich ausgedacht hat, noch rhythmischer wird als die vorhergehende. Es soll pulsieren, aber nicht so gleichmäßig, eher verschoben. Und die Synkopen bringen jetzt die richtige Energie! Darüber mit der rechten Hand zu spielen, wird eine echte Herausforderung werden, aber er hat ja schon einige Übung mit dem Spiel über Ostinati. Max ist begeistert, wie es jetzt klingt. Genauso wollte er es haben! Und es ist seine Musik, die er sich allein ausgedacht hat! Sofort macht er sich daran zu üben.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2015.