Fischer, Romald

Kriterien zur Beobachtung von Instrumentalunterricht

Grundlagen aus Praxis und Theorie

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: üben & musizieren 5/2011 , Seite 56

Während Unterricht an allgemein bildenden Schulen in immer kürzeren zeitlichen Abständen zumindest in den Hauptfächern evaluiert wird, vollzieht sich der Instrumentalunterricht an Musikschulen und privaten Bildungseinrichtungen eher im Verborgenen, sieht man von Spitzenleistungen weniger SchülerInnen ab, die gerne präsentiert werden. Eine Evaluierung alltäglichen Instrumentalunterrichts wäre demnach wünschenswert, setzt allerdings geeignete Verfahren voraus.
Der Autor gibt als Ziel an, Be­obachtungskriterien hierzu empirisch zu erfassen. Er protokolliert 114 Instrumentalunterrichtsstunden und kann hauptsächlich folgende inhaltlichen Schwerpunkte erkennen: die Arbeit am musikalischen Detail und der Struktur, Einführung in musikalisches Verstehen, Anregung zur Improvisation, Instruktionen zum Üben, außermusikalische Kommunikation, Anreiz zum Experimentieren. Besondere Aufmerksamkeit einer Beobachtung des unterrichtlichen Geschehens wird dabei den „Ebenen der Beobach­tungskategorien“ zuteil: Wert­schätzung des Schülers (durch den Lehrer), Authentizität der Lehrkraft, Wissen und Strukturiertheit (der Lehrkraft), Aufgabenorientierung (der Lehrkraft), Handlungsphasen der Motiva­tion, Unterrichtsmethoden und Übemethoden.
Auffallend häufig erscheint hier als „Beobachtungsobjekt“ die Person der Lehrkraft, die z. B. durch beobachtbare Verhaltensweisen wie Sprache, Gestik, Mimik, Körpersprache zu verstehen gibt, ob sie auf SchülerInnen eingeht oder nicht („Beobachtungskategorien“). Das Verhalten der SchülerInnen könnte bei den Beobachtungen mehr Berücksichtigung erfahren, zumal in den nachfolgenden, auf 150 Seiten ausführlich und differenziert vorgestellten, dem Unterricht von Instrumentallehrern zugrunde liegenden Theoriemodellen Aspekte besprochen werden, in denen gerade die Person des Lernenden besondere Berücksichtigung erfährt.
Grafiken zur Veranschaulichung der komplexen Zusammenhänge sind beigefügt. Die protokol­lierten Unterrichtsstunden sind wahrscheinlich aus Datenschutz- oder Kostengründen leider nicht abgedruckt. Sie wären jedoch eine hervorragende Grundlage zur Überprüfung auf Stimmigkeit zur Festlegung der Beobachtungskategorien, abgesehen davon, dass sie für Lehrende eine Fundgrube methodischen Handelns darstellten.
Wer sich intensiv mit Theoriemodellen instrumentalen Lernens auseinandersetzen will, findet in dieser Publikation zusammenfassende, allerdings grundlegendes Wissen voraussetzende Abhandlungen. Gespannt sein darf man auf Folgearbeiten, die u. a. mit Hilfe der gewonnenen Beobachtungskriterien die Formulierung instrumentalpädagogischer Standards oder gar die Bestimmung erfolgreichen Instrumentalunterrichts erlauben sollen.
Rudolf-Dieter Kraemer