Heumann, Hans-Günther (Hg.)
Liebestraum
Die 50 schönsten klassischen Original-Klavierstücke, mittelschwer
Der Titel “Liebestraum“ weckt sofort Assoziationen. Handelt es sich um melancholische Herzensbrecher der Klaviermusik? Das Heft gehört zur Schott-Reihe „pianissimo“. Das Cover in grellen verschwommenen Farben erinnert zunächst eher an eine Keyboard-Schule. Daher fragt man sich beim ersten Anblick, welche Stücke wohl der Herausgeber als „Die 50 schönsten klassischen Original-Klavierstücke“ bezeichnen wird.
Tatsächlich bezieht sich der Titel lediglich auf Liszts Liebestraum Nr. 3 und ist keinesfalls programmatisch für die Auswahl. In diesem Sammelband, der 22 Komponisten umfasst, befinden sich Werke verschiedenster Charakteristik aus Barock, Klassik, Romantik und Moderne. Darunter sind Stücke wie Johann Sebastian Bachs Aria aus den Goldberg-Variationen, Wolfgang Amadeus Mozarts „Alla turca“ aus der Klaviersonate A-Dur KV 331, Frédéric Chopins Regentropfen-Prélude Des-Dur, Franz Schuberts Moment musical f-Moll sowie drei seiner Impromptus, Robert Schumanns Arabeske op. 18 und der Vogel als Prophet op. 82/7.
Aber auch Edvard Griegs Hochzeitstag auf Troldhaugen op. 65/ 6, Carl Maria von Webers Aufforderung zum Tanz op. 65, Isaac Albéniz’ Asturias op. 47/5, Thekla Badarzewska-Baranowskas Das Gebet einer Jungfrau oder Georg Gershwins Prelude Nr. 2 cis-Moll sind hier zu finden. Dabei enthält der Band sowohl vollständige Sonaten wie Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate C-Dur KV 545 als auch Einzelsätze wie Ludwig van Beethovens 2. Satz aus der Klaviersonate c-Moll „Pathétique“.
Hinweise darauf, ob es sich generell um Urtext-Material handelt, ob der Herausgeber Ergänzungen vorgenommen hat oder welche Ausgabe dem jeweiligen Abdruck zu Grunde liegt, fehlen leider gänzlich. Dafür sind die Fingersatzbezeichnungen ausführlich, was das Einstudieren, vor allem kniffliger Stellen, erheblich erleichtern kann. Sie sind für eine normale Hand sinnvoll und ökonomisch und machen auch vor dem Daumen auf den schwarzen Tasten nicht halt.
Konzipiert ist das Heft „für fortgeschrittene Schüler, Studenten, Wiedereinsteiger und Liebhaber der klassischen Musik“ und wurde für „Klavierunterricht und Hobby“ entwickelt. Die generelle Einstufung „mittelschwer“ mag einigen der Kompositionen nicht gerecht werden. Dem Anspruch aber, populäre anspruchsvolle Klavierstücke für qualifizierte Laien zusammenzustellen, wird das Heft voll gerecht.
Schade, dass keine CD dabei ist, was sicher der Popularität der Stücke oder dem für 240 Seiten Klavierliteratur günstigen Preis geschuldet ist. Vielleicht könnte ein Tonträger mit unterschiedlichen Interpretationen der enthaltenen Werke den sicher noch folgenden Bänden der Reihe „pianissimo“ eine besondere Note verleihen.
Sibylle Nowak