Bauer, Stefan
Lieder-Hits für Tasten-Kids
22 beliebte Kinderlieder für Klavier, Band 1, mit CD
Die neue Reihe Lieder-Hits für Tasten-Kids des an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar schulpraktisches Klavierspiel lehrenden Stefan Bauer ist auf insgesamt vier Hefte mit 88 Liedern angelegt. Die 22 Lieder des ersten Bandes sind eine repräsentative Auswahl aus neuen Kinderliedern und traditionellen Volksliedern.
Die zumeist zweistimmigen Liedsätze sind für Kinder, die sich im Oktavraum sicher orientieren können, gut zu spielen. Große Griffspannen und Akkorde werden ausgespart. Die rechte Hand spielt die Melodie in einer für die Kinderstimme guten Lage, und da die Liedtexte zwischen den beiden Akkoladen stehen, ist ein Mitsingen leicht möglich. Die Begleitstimme ist oftmals fantasievoll und mit ansprechenden harmonischen Wendungen geführt und enthält, wie etwa beim englischen Lied If you’re happy, auch reizvolle chromatische Durchgänge.
Einige Stücke sind sehr swingig wie z. B. Schokolade, Fridolin, der…? (hier ist der Notensatz bei den Vierteln am Taktende unproportional) und das Forscher-Lied. Diese laden zum Spiel im ternären Rhythmus ein. Eine hervorragende Einführung in den Blues finden wir bei Die coole Bongo-Disco in der Coco-Bar mit den übermäßigen Quarten und verminderten Quinten in der linken Hand und den Querständen, die auf die „Blue Notes“ hinweisen. Bei Hörst du den Vogelsang finden wir Franz Schuberts zweites Thema aus seiner „Unvollendeten“ mit einem poetischen Text versehen.
Einige Seiten enthalten Übungen zur rhythmischen Gestaltung, Improvisationsanregungen und Wissenswertes aus der Musikgeschichte. Die Fingersätze sind für Schülerinnen und Schüler gut und hilfreich. Erfrischend sind die auf die einzelnen Lieder abgestimmten Illustrationen von Antje Hagemann.
Bei dem stimmungsvollen Stück Der Wind wird in die dorische Tonart eingeführt, allerdings ohne dass diese bei den Erläuterungen erwähnt wird. Es gibt auch Lieder, wo der Liedsatz Schwächen aufweist, wie die Oktavparallelen bei A-E-I-O-U im vierten Takt oder die Grundtonverdoppelungen der Auftakte in Kumbayah. Beim japanischen Kakine No ist die Vertauschung der Funktionen (T/D) im siebten und achten Takt harmonisch nicht schlüssig, zudem führen die vielen Sekunden auf den Schwerpunktzeiten zu einer für die schlichte Melodie übertriebenen Dissonanzbildung.
Die beiliegende CD enthält alle 22 Lieder: Stefan Bauer spielt manches mit einem dynamisch zu unbeweglichen Portatoanschlag. Um die Kinder musikalisch anzuregen, wäre ein differenzierterer Anschlag wünschenswert, der die natürlichen Schwerpunkte des Metrums, der Liedphrasen und Textsilben mehr berücksichtigt.
Christoph J. Keller