Lenehan, John

Little gems

for flute & piano, ed. by Elena Durán, Volume I, Grades 1-2, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2006
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 71

Little gems – kleine Edelsteine: Der Titel erinnert an die „Musikalischen Edelsteine“ des 19. Jahrhunderts. Diese hier schrieb der englische Komponist, Pianist und Arrangeur John Lenehan (er konzertiert u. a. mit James Galway, Nigel Kennedy, Julian Lloyd Webber). Es handelt sich um zwölf Stücke für Flöte und Klavier, jeweils einem Monat und einem Edelstein als Monatsstein zugeordnet – eine Idee der amerikanischen Flötistin Elena Durán, die Edelsteine liebt und sammelt. Granat, Amethyst, Aquamarin, Diamant, Smaragd, Perle, Rubin, Mondstein, Saphir, Opal, Topas und Türkis: ein wahres Schatzkästlein für angehende FlötenspielerInnen.
Stilistisch neigen die Stücke zur populären Musik unserer Zeit. Die Schwierigkeitsangabe Grades 1-2 betrifft die Flöte (Umfang d’-d”’), die Klavierstimme ist etwas anspruchsvoller und durch ihre unterschiedliche Gestaltung pianistisch ansprechend. Vielfältige, gerade auch rhythmisch interessante Aufgaben des Zusammenspiels fordern und fördern die Reaktionsbereitschaft der SpielerInnen.
Die Herausgeberin hat jedem Stück in der Flötenstimme einen Text beigegeben (englisch, französisch, spanisch und deutsch), der erläutert, wie die Vorstellung des jeweiligen Edelsteins helfen kann, den Klang zu beeinflussen. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, sind die Steine doch von einer Schönheit, der sich niemand entziehen kann. Darüber hinausgehende, mehr oder weniger esoterische Vorstellungen sind aber vielleicht nicht jedermanns Sache.
Die kleinen Charakterstücke kommen ohne solche Verpackung aus und werden Flöten-Anfänger ganz von selbst zum bewussten und persönlichen Gestalten anregen. Sie bieten „Vielfältigkeit, Farbe und Bedeutung“, wie es im Vorwort heißt, auch im rein musikalischen Sinn.
Geschickt gewählte Titel helfen dabei, etwa im März Sea Breeze (Aquamarin), im Mai Day Dreamer (Smaragd), im September Cool Blues mit einem Saphir (hier irrt der deutsche Text; „careful“ heißt zwar vorsichtig und sorgfältig, ein vorsichtiger Umgang mit dem Rhythmus ist aber bei einem Blues nicht angebracht, eher ein sorgfältiger) oder im November Golden Rays (Topas) als Beinahe-Ragtime.
Die beigefügte CD wurde vom Komponisten zusammen mit der Herausgeberin eingespielt, es gibt von jedem Stück eine Fassung mit und ohne Flöte. Leider stehen die Tracknummern nur im Inhaltsverzeichnis, in den Stimmen muss man sie sich eintragen. Das Klavier klingt wie ein E-Piano, zum Mitspielen hat es den nötigen Drive. Das Vibrato der Flötistin ist mir dagegen zu aufdringlich und zu gleichförmig. Das hochglanz-bunt eingebundene Heft empfiehlt sich trotzdem durch seine originellen, zu ausdrucksvollem und selbstbewusstem Spiel motivierenden Stücke, die eine längere Beschäftigung lohnen.
Ursula Pesek