Deserno, Katharina

„many people play without having learned to listen to what they are playing“

Vor 100 Jahren propagiert die Cellistin Guilhermina Suggia selbstkritisches Zuhören als Basis für musikalische Interpretation wie pädagogischen Erfolg

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2021 , Seite 54

Dieser Text über das Cellospiel, aber auch über die Vorstellungen, was eine gute Performance, gutes Üben und was gute Lehrende ausmache, ist dieses Jahr 100 Jahre alt. Die Cellistin Guilhermina Suggia schrieb ihn in ihrer Londoner Zeit als europaweit etablierte Solistin und Kammermusikerin.1 Geboren wurde Suggia am 21. Juni 1885 in Porto. Ihr Vater Augusto Jorge de Menim Suggia war selbst Cellist und ihr erster Lehrer. Als junges Mädchen erhielt sie ein Stipendium für einen Studienaufenthalt bei Julius Klengel in Leipzig, gab ihr Debütkonzert im Gewandhaus und begann, in ganz Europa zu konzertieren. In einer Zeit, in der das Cello noch als männliches Instrument galt, viele Frauen Cello tatsächlich noch im sogenannten Damensitz (beide Beine auf der linken Seite hinter dem Cello) spielten, an Hochschulen nur in Ausnahmefällen zugelassen waren und kein Wahlrecht hatten, machte sie eine beeindruckende Karriere und prägte damit ein neues Bild einer selbstbewussten Cello-Solistin. „Guilhermina Suggia who shares with Pablo Casals the distinction of being the world’s greatest cellist“2 – Kritiker nannten sie in einem Atemzug mit Pablo Casals, der als einer der größten Cellisten des 20. Jahrhunderts und als wichtigster Protagonist des modernen Cellospiels in technischer und interpretatorischer Hinsicht gilt.

1 Guilhermina Suggia: „Violoncello Playing“, in: Music & Letters, Vol. 2, No. 2 (Apr. 1921), S. 130-134, hier: S. 131-133.
2 Derby Daily Telegraph, 3. November 1923, S. 7.

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