Thielemann, Kristin

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„Acapella“ – ganz alleine mehrstimmig musizieren

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 6/2018 , musikschule )) DIREKT, Seite 12

Unter den zahlreichen Musik-Apps findet sich auch für InstrumentalpädagogInnen immer wieder interessantes „Spielzeug“ für den Praxiseinsatz im Unterricht. Manche der kleinen Programme sind Eintagsfliegen, andere können von wirklichem Nutzen sein und dauerhaft eine motivierende Ergänzung darstellen.
Seit 2015 sorgt Acapella im Netz für Furore: Die knapp 128 MB große Software bietet die Möglichkeit, sich selbst zu filmen und anschließend zu diesem Video bis zu acht weitere Aufnahmen hinzuzufügen, die gleichzeitig auf dem Bildschirm abgespielt werden. So kann man wahlweise mit sich selbst eine Jam-Session machen, Kammermusik spielen oder weitere SpielerInnen mit ins Boot holen.
Im Internet lassen sich unter dem Stichwort „Acapella App“ zahlreiche Clips finden, bei denen die Nutzer die vielfältigen Ergebnisse präsentieren. Ob Kinderlieder, gespielt von einem Geigenanfänger, von dem auf dem Video kaum mehr als der Geigenbogen zu sehen ist, über lustige, aber auch künstlerisch wertvolle Gesangseinlagen aller Art bis zu einem jungen Musiker, der mit sich selbst einen Ausschnitt aus Mozarts Sinfonia concertante musiziert: Diese App macht Spaß und regt zum kreativen Umgang mit Musik an – vom Anfänger bis zum Profi.
Nach einer kurzen Registrierung kann das selbstproduzierte Kunstwerk auf verschiedenen Wegen geteilt werden: Im privaten Modus, sodass das Ergebnis nur mittels Link angesehen werden kann, per E-mail, auf populären Messengern wie WhatsApp, Line oder SMS, via YouTube oder auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Tumblr oder Instagram.
Ebenfalls besteht die Option, ein begonnenes Projekt einem anderen Benutzer zu senden und diesen zu bitten, eine Aufnahme hinzuzufügen. So kann selbst über weite Entfernung hinweg „gemeinsam“ musiziert werden. Eine großartige Chance!
Nützliche Features wie das Erkennen des Songtitels sind bereits in die App integriert und arbeiten bei aktueller Musik recht zuverlässig. Ebenfalls bietet sich die Option, den Videoclip optisch zu bearbeiten: Neben verschiedenen Filtern (Sepia, Schwarzweiß, Vintage usw.) lassen sich Hintergründe auswählen und Schriften, Logos oder Fotos hinzufügen.
Auch die klangliche Bearbeitung ist Bestandteil der übersichtlichen Benutzeroberfläche: Zwar sollte man hier nicht die Möglichkeiten eines Tonstudios erwarten, aber Grundsätzliches wie Lautstärke, Balance, Klangfarbe, Hall oder das Unterdrücken von Nebengeräuschen lässt sich auch als Acapella-Neuling leicht realisieren – selbst das Anpassen der Tonhöhe ist prob­lemlos möglich.
Zum Arbeiten mit der Acapella-App sind neben dem iPhone oder iPad Kopfhörer unabdingbar, durch die man während einer Aufnahme das in die App integrierte Met­ronom und die bereits eingespielten Videos hört.
Ob mit SchülerInnen im Einzel- oder Grup­penunterricht, mit einem Ensemble oder beim Musizieren daheim: Acapella erfordert neben der Lust zum Experimentieren und einer kurzen Einführung eine Diskussion mit den Lernenden über die Chancen und Risiken der Veröffentlichung eigener Clips; aber das sollte heute im Musik- und Instrumentalunterricht ohnehin selbstverständlich zum Curriculum gehören. Ebenfalls empfiehlt sich bei Minderjährigen ein Hinweis für die Eltern, worum es beim Musizieren mit Acapella geht.
Für iOS ist Acapella im Basic-Format gratis erhältlich, allerdings ist bisher nur eine Beta-Version für Android-Geräte verfügbar. Mit der kostenpflichtigen Premiumversion lässt sich unter anderem die Playlist des eigenen Acapella-Profils erweitern und produzierte Videos können bei Streaming-Diensten wie Apple Music und Spotify in einer mit CDs vergleichbaren Audioqualität geteilt werden.
So bietet die sehr benutzerfreundliche App Acapella eine grandiose Möglichkeit zum vielfältigen und fantasievollen Musizieren auf jedem Niveau – nicht nur für Handyjunkies!

Beispiel: www.youtube.com/watch?v=xuQ_18O45v8