Coquard, Arthur

Mélodie et Scherzetto op. 68

für Klarinette in B und Klavier, hg. mit einem Vorwort und Hinweisen für den Unterricht von Rudolf Mauz

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2018
erschienen in: üben & musizieren 6/2018 , Seite 57

Mit dieser Neuerscheinung liegt eine weitere Ausgabe der vielversprechenden „Schott Student Edition“ vor. Auf der Suche nach lohnenswerten Stücken für Klarinette und Klavier hat Herausgeber Rudolf Mauz sich bei den vielen Prüfungsstücken, die das Pariser Konservatorium seit dem 19. Jahrhundert jährlich in Auftrag gibt, umgeschaut und mit Arthur Coquards Mélodie et Scherzetto eine sehr ansprechende Komposition mittleren Schwierigkeitsgrades (Level 4) aus dem Jahr 1904 gefunden. Auch wenn der Komponist, der von 1846 bis 1910 lebte, kein großer Name in der Musikgeschichte ist, so wusste er doch, die Anforderungen an ein klarinettistisches Prüfungsstück in einem auch musikalisch aussagekräftigen Stück zu erfüllen.
Die Zweiteilung in Mélodie und ein kürzeres Scherzetto dient dem Kontrast der Ausdrucksebenen. Begleitet von fülligen Klavierakkorden, die an der Harmonik César Francks anknüpfen, entfaltet die Klarinette zunächst einen schlichten Gesang, der ein perfektes Legatospiel erfordert. Es folgen melodische Ausschmückungen und begleitende Klarinettenarpeggien zur oktavverstärkten Klaviermelodie, die den technischen Anspruch erhöhen. Die Vorliebe Coquards für die Oper zeigt sich in einem längeren rezitativischen Abschnitt der unbegleiteten Klarinetten, der dann zum Scherzoteil im Allegro-Tempo hinführt. Hier erfolgt der Wechsel zum Leggiero-Spiel im Staccato, das durch einige Rückgriffe auf den ersten Teil wieder unterbrochen wird und zum Legato zurückkehrt.
Eine Ausdruckssteigerung zu molto appassionato verbunden mit einigen Hochtönen und entsprechender Begleitung steigert die Spannung, bevor der Satz mit einem strettaähnlichen Schluss effektvoll schließt. Insgesamt weist der Klarinettenpart (Spitzenton g”’) einige gut liegende Passagen auf, wird aber nicht mit spieltechnisch komp­lizierten Stellen überladen. Der Klavierpart ist im ersten Teil überwiegend akkordisch und rhythmisch sehr einförmig. Motivisch etwas dichter ist das Scherzetto gearbeitet. Das Klavier muss sich als Begleitung für ein Prüfungsstück für Klarinette zwar unterordnen, hat aber genügend Gehalt, um Coquards Komposition auch als Vortragsstück zur Geltung zu bringen.
Wesentlicher Bestandteil der „Student Edition“ sind die Hinweise für den Unterricht, in denen Rudolf Mauz als erfahrener Pädagoge auf einige problema­tische Stellen verweist und zusätzliche Interpretationsanregun­gen gibt. Hilfreich wären noch Überlegungen zur Tempowahl durch Metronomangaben und etwas präzisere Übetipps anstelle der allgemeinen Anmerkung, dass eine Stelle „vorab geübt“ werden solle. Im Notentext vermisst man auch ab Takt 104 notwendige Atemzeichen. Versehentlich fehlen die deutschen Unterrichtshinweise: Sie stehen online zum Download bereit.
Heribert Haase