Masin, Gwendolyn

Michaelas Musikhaus

Der Zauber der Geige, Band 1-3/Begleitheft

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Müller und Schade, Bern 2018
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , Seite 67

Schon wieder eine ­Violinschule, dachte ich zunächst. Meist gibt es das alles schon und es wird ­häufig alter Wein in neuen Gläsern ausgeschenkt. Nach dem ersten Lesen wich die anfäng­liche Skepsis ­zunehmender Begeisterung. In drei Bänden mit 24 Lektionen führt die ­Autorin das vierjährige Mädchen Michaela in einer fiktiven Geschichte durch das Abenteuer des Geigespielen-Lernens. Nach der ersten Begegnung mit einem alten Geigenbauer am ­Fuße der Alpen wächst der Wunsch nach einer eigenen ­Violine. Wir erleben mit Michaela gemeinsam alle Phasen des Lernens dieses anspruchsvollen Instruments und erhalten darüber hinaus zahlreiche Tipps zum Umgang mit Konflikten, Übemotivation und ähnlichen Problemstellungen.
Die Lektionen führen jedoch nicht nur das Kind durch das „Musikhaus“, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer, die das Angebot nutzen, um „ihren Geigenkindern“ eine Reise in dieses reizvolle Abenteuerland zu ermöglichen. Jede Lektion besteht im Wesentlichen aus einer Beschreibung des Handelns der Lehrerin in einer fiktiven Unterrichtsstunde mit Erläuterung der pädagogischen Hintergründe. Beigefügt sind in der Regel die Informationen zu den jeweiligen Lernzielen und dem Nutzen für den weiteren Lernverlauf.
Die Autorin vermeidet dabei jeden „belehrenden“ Sprachduktus. Im Gegenteil: Es bereitet sogar Vergnügen, sich auf die Gedanken der Autorin einzulassen und dabei auch immer wieder ganz ­bekannte Übungen oder „Geigenspiele“ zu finden, die zum Repertoire jeder erfahrenen Lehrkraft gehören.
Der Notentext stellt in jeder Lektion oft nur ­einen kleinen Teil des angebotenen Materials dar. Ergänzt wird das Unterrichtsmaterial durch ein Begleitheft, das die musikalischen Materialien inklusive einer Einlage mit Klavierbegleitungen bereitstellt. Hier gibt es kleine Kritikansätze: Lieder wie Die Loreley und Der Schmied entsprechen nicht unbedingt der Altersgruppe. Die Klavierbegleitungen hingegen sind durchaus von jüngeren SchülerInnen realisierbar.
Nicht ganz klar wird letztlich auch die Zielgruppe. Die Notenteile bilden keinen optischen Anreiz und werden von jüngeren Kindern kaum als „ihr Musikbuch“ angenommen. Die Lek­tionshefte wiederum, die den Lehrkräften als orientierendes „Lerntagebuch“ dienen, sind voller Bilder und Zeichnungen, die Kinder gerne in „ihren Büchern“ finden. Es handelt sich aber offensichtlich um Hefte für die Lehrkräfte. ­Methodisch sinnvoll ist die enge Anlehnung an die ungarische Methode mit Verwendung der relativen Solmisation.
Die aus Ungarn stammende Autorin ist nach einer umfassenden Ausbildung an den Instituten und Hochschulen in Bern, ­Lübeck, London und Dublin seit 2013 als Professorin für Violine an der Haute École de la Musique in Genf tätig.
Uwe Gäb