Pardeller, Ossy

Miniaturen für Gitarre

32 neue Kompositionen für den Einstieg, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2014
erschienen in: üben & musizieren 1/2015 , Seite 59

32 Solostücke in Dreiklangsbrechungen oder als Melodie mit ge­griffenen Bässen füllen ein Heft Miniaturen von Ossy Pardeller, das sich an GitarrenschülerInnen etwa gegen Ende des ersten Unterrichtsjahres wendet. Jedes Stück hat einen zumeist poetischen Titel wie „Im Mondenschein“, „In fernen Zeiten“ oder „Sommerregen“, vorangestellt sind jeweils Hinweise zur Entstehung oder Atmosphäre („Stell dir eine schöne Mondnacht vor“), zur Spieltechnik („Angelegt spielen heißt nicht immer, wild draufhämmern, das kann man auch sehr weich und fein machen. Dann klingt es wunderbar“), manchmal auch zur Struktur („Auch das ist ein Stück mit Harmoniefolgen, die in der Popmusik häufig vorkommen“). Das Druckbild, bestehend aus Notensatz mit unterlegter Tabulatur, ist großzügig. Auf der beigelegten CD sind die Stücke tonschön und in einem ruhigen Tempo aufgenommen, sodass man mitspielen kann.
Auf den ersten Blick interessant erscheint der musikpädagogische Ansatz Pardellers, den er im Vorwort erklärt: „Ich habe versucht, die kompositorische Logik hinter die gitarristische zu stellen. Es gibt viele Passagen, wo ich, kompositorisch gedacht, andere Lösungen bevorzugen würde, aber das ergäbe schwierige Einzelstellen und würde ein schönes Stück für diese Stufe unspielbar machen.“
Diese Idee führt aber leider dazu, dass die meisten Stücke einförmig klingen. Denn alles ist regelmäßig: die vielen ausgeschrie­benen Wiederholungen, die oftmals einfach nur durchlaufenden Dreiklangsbrechungen à la Carulli, da Pardeller einzelne Ach­telnoten oder Punktierungen meidet, die Form der Stücke, die mechanisch zusammengesetzt ist. Einprägsame Melodien sucht man vergebens.
Bei so viel Regelmäßigkeit und auch Ideenlosigkeit stellt sich schon nach wenigen Stücken das ein, was kein Lehrer will: Langeweile. Die meisten der 32 Nummern klingen eher nach technischen Übungen denn als zum Üben anregende Spielstücke. „Neue Kompositionen“, wie sich der Untertitel des Hefts marktorientiert gibt, sind es nicht.
Als Einführung in Dreiklangsbrechungen sind die ersten Nummern gut geeignet. Interessant wird es immer dann, wenn sich Pardeller von seinen regelmäßigen Mustern löst und z. B. in „Colorado Arizona“ auf einmal Glissandi einbaut oder die „Kleine Notentreppe“ mit einem Flageolett enden lässt. Aber solche Passagen muss man suchen. Hinzu kommt, dass die Entwicklung der Spieltechnik im Heft einerseits nur sehr langsam voranschreitet, was viele SchülerInnen unterfordern wird, andererseits aber trotzdem einzelne technische Sprünge wie Bindungen mit fixiertem Finger oder Überbindungen, kombiniert mit einem Schlag auf die Saiten, vorkommen.
Jörg Jewanski