Zamastil, Wolfgang

Mit dem Cello um die Welt

Band 1 und 2, für Cello und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Varner, München 2005
erschienen in: üben & musizieren 4/2006 , Seite 68

Im Musikverlag Varner sind zwei Bände mit 20 Kompositionen des 1981 geborenen Cellisten und Komponisten Wolfgang Zamastil erschienen. Die Titel sind jeweils in einer Ausgabe für Cello und Klavier oder Violine und Klavier erhältlich. Die Grundidee ist, abseits von ausgetretenen Klassikpfaden in einer Art musikalischer Weltreise Begegnungen mit Klängen unserer Zeit, Melodien mit exotischem Kolorit und Musik mit stilistischen und folkloristischen Einflüssen anderer Länder zu ermöglichen.
Dies ist besonders gelungen bei den Stücken des lateinamerikanischen Raums wie Tango, Bossa Nova und der kubanischen Rhapsodie. Auch das einem irischen Reel nachempfundene Stück Im Irischen Pub, der texanische Rag und der kroatische Tanz sind Beispiele voller animatorischer und spontaner Spielfreude. Jazzige Spieltechnik sowie Sicherheit im Umgang mit synkopierten Rhythmen sind für „klassisch“ ausgebildete jugendliche Geiger und Cellisten sicher nicht leicht zu bewältigen, aber von besonderem Reiz. Überhaupt stellen die in spieltechnischer Hinsicht nicht sehr anspruchsvollen Kompositionen doch erhebliche Anforderungen an die rhythmische Souveränität der jugendlichen SpielerInnen – insbesondere der begleitenden Pianisten.
Die spieltechnische Einrichtung der Stücke ist überzeugend und entspricht dem jeweiligen musikalischen Duktus. Nicht immer erschließen sich allerdings die ethnischen Bezüge der Musik eindeutig. Informationen werden zuweilen zum Klischee wie zum Beispiel die über die Verwendung der Pentatonik in China. Spielt man mehrere der Kompositionen hintereinander, so wirken sie klanglich und stilistisch ähnlich und erzeugen eine leichte Monotonie. Begrüßenswert und zur Nachahmung empfohlen ist die Ermutigung zur Improvisation.
Nicht gefallen haben mir die Texte, die die SpielerInnen mit den Eigenheiten von Land und Leuten bekannt machen wollen. Trotz aller humoriger Absicht werden zu oft falsche Muster bedient. Gelegentlich nähern sie sich sogar dem Lächerlichen: Die Iren trinken viel und spielen Irish Whistle und Fiddle, in Petersburg isst man Pfannkuchen und ist auch im Winter fröhlich, in Kroatien feiert und tanzt man, bis „man nicht mehr kann“, und in der Türkei liest man die Zukunft aus dem Kaffeesatz. Keltische Musik „befreit“ und ist stolz. Warum bei der türkischen Musik gerade und ungerade Taktarten besonders erwähnt werden, bei der griechischen und der des Balkans jedoch nicht, bleibt rätselhaft. Die Grenze zwischen Scherzhaftigkeit und Anekdotischem sowie ernsthafter Information verschwimmt zuweilen.
Auch sprachlich wünscht man sich bei einem pädagogisch konzipierten Werk einen Stil, der trotz allen Bemühens um jugendliche Akzeptanz authentisch und vor allem in der Formulierung stimmig bleibt, ohne anbiedernd zu wirken. Pfiffig gemacht sind die Illustrationen in Form von kleinen zum jeweiligen Reisethema passenden Cartoons.
Uwe Gäb