European Piano Teachers Association (Hg.)

Mit Hand und Fuß

Zum Berufsalltag des Klavierpädagogen, EPTA-Dokumen­tation 2016/17

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Staccato, Düsseldorf 2018
erschienen in: üben & musizieren 6/2018 , Seite 53

In der neuesten EPTA-Dokumentation sind die Referate des Kongresses von 2016 in Köln und des Seminars von 2017 in Essen zusammengefasst. Das übergreifende Motto lautet „Mit Hand und Fuß“, wobei viele Beiträge Praktisches und Informatives für den Berufsalltag von Klavierpäda­gogInnen liefern.
Ulrike Wohlwender beschreibt ausführlich das Fallbeispiel einer Studentin, die Probleme mit dem Handgelenk hat (Overuse-Synd­rom). Diverse Problemstellungen sowie unterschiedliche Lösungsansätze werden dabei gut herausgearbeitet. In einem zweiten Beitrag nimmt die selbe Autorin verschiedene Klavierschulen genauer unter die Lupe. Dabei werden detaillierte Kriterien vorgestellt, die es Klavierlehrkräften, der auf der Suche nach geeigneter Anfängerliteratur sind, ermöglichen, eine qualitativ hochwertige Auswahl zu treffen.
Henriette Gärtner zieht Parallelen zwischen der muskulären Arbeit eines Musikers und der eines Hochleistungssportlers. Bei der enormen Beanspruchung und Belastung des Körpers beim Instrumentalspiel sind Trainingszyklen, die in der Sportwissenschaft entwickelt wurden, auch für MusikerInnen hilfreich, um einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Körper zu pflegen. Konkrete Tipps zur Sitzhaltung und zur Übestrategie helfen auf dem Weg, eine angemessene Ba­lance zwischen Instrument und Körper zu finden.
Rainer Nonnenmann liefert ins­t­ruktive Beispiele zur spezifischen Gestik in der zeitgenössischen Klaviermusik, unter anderem von György Kurtág, Helmut Lachemann und Karlheinz Stockhausen. Zudem erläutert er avantgardistische Werke, in welchen der Interpret zusätzlich seinen Körper einsetzen muss, sei es schauspielerisch, mit ungewohnten Gesten oder mit unüblichen, unkonventionellen Spieltechniken. Martin Pohl-Hesse stellt seine Klavierstücke Body, Spirit & Soul vor. Dabei erläutert er auch anhand zahlreicher Notenbeispiele kompositorische, künstlerische und didaktische Hintergründe zu seinen facettenreichen Charakterstücken.
Einen aufschlussreichen Blick in die Musikgeschichte bieten die Referate „Zum Gebrauch der Dämpfungsaufhebung in der Cla­viermusik des 18. Jahrhunderts“ von Lisa Schäfer und „Gruppenunterricht vor 200 Jahren“ von Rainer Lorenz. Barbara Zech-Günther zeigt körperlich erfahrbare Rhythmen von Anfang an anhand ihrer Kammermusikstücke für Kinder für Violine und Klavier, die neben bekannten Tanzrhythmen wie dem Walzer oder 7/8-Rhythmen eines griechischen Tanzes zudem sehr fantasievoll in kurze Klanggeschichten einführen.
Schließlich gibt es praxisbezogene Anregungen zum Vom-Blatt-Spiel durch ein neues Unterrichtswerk von Clemens Maria Kitschen mit etwa 60 Duetten und ein ebenfalls neu entwickeltes Improvisationskartenspiel von Eva-Maria Heinz, einsetzbar im Einzel- und Gruppenunterricht.
Christoph J. Keller